Aufschieberitis: Wer kennt das nicht?
Bevor es losgeht, noch ein kleiner Hinweis:
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Dan Ariely schreibt in seinem Buch „Denken hilft zwar, nützt aber nichts“ (Affiliate-Link) ein Kapitel über das ewige Aufschieben. Dan Ariely hat als Verhaltensökonom ein paar interessante Dinge dazu zu sagen.
Zu Beginn schreibt er noch über das Sparen. Doch geht es schnell auch um andere Dinge, die wir gerne aufschieben – sei es die nötige Diät oder der immer aufgeschobene Gesundheitscheck beim Arzt.
Erfahre hier mehr über ein super-spannendes Experiment und was du daraus mitnehmen kannst.
Das Experiment von Dan Ariely
Die Grundversion: Die Entscheider
Dan Ariely beschreibt in seinem Buch ein interessantes Experiment, das er mit und an seinen Studenten durchführte.
Das Setup:
In den zwölf Semestern des Kurses müssen die Studenten drei Arbeiten abgeben.
Erste Gruppe:
Die Studenten hatten eine Woche Bedenkzeit und mussten dann für jede Arbeit einen Abgabetermin festlegen. Dieser Termin konnte danach nicht mehr geändert werden.
- Für jeden Tag Verspätung gab es ein Prozent Abzug von der Punktzahl.
- Gibt jemand eine Arbeit vor dem Termin ab, erhielt er keine Belohnung und keinen Vorteil.
Ein absolut rational handelnder Mensch würde alle Termine auf den letzten Tag legen. Die Arbeiten konnten ja trotzdem schon früher abgegeben werden und so minimiert man das Risiko eines Abzugs wegen Verspätung.
Nur gibt es keine absolut rational handelnden Menschen. So verteilten die Studenten die Termine schön über das Semester.
Offenbar wollten sie sich selbst unter Druck setzen und den grossen Stress gegen Ende Semester verhindern.
Diese erste Gruppe nenne ich die Entscheider.
Die Varianten: Freie und Eingeschränkte
In einem zweiten Kurs ließ Airely den Studenten völlig freie Hand.
Zweite Gruppe:
Die Arbeiten mussten spätestens am letzten Tag abgegeben werden, konnten aber zu jedem beliebigen früheren Zeitpunkt ohne Vorankündigung abgegeben werden – wiederum ohne Belohnung und ohne Vorteil.
Das hier waren die Freien.
Dritte Gruppe:
Im dritten Kurs gab er die Termine vor: In der vierten, achten und zwölften Woche. Keine Wahlmöglichkeit und keine Flexibilität.
Das waren die Eingeschränkten.
Das Ergebnis
Was meinst du, welche Gruppe schnitt am besten ab?
Die Antwort:
- Die besten Noten erreichten die Eingeschränkten, also diejenigen mit fest vorgegebenen Terminen.
- Die schlechtesten waren die Freien, die die Arbeiten irgendwann, aber spätestens bis Ende Semester, abgeben konnten.
- Die Entscheider wiederum lagen im Mittelfeld.
Die Schlussfolgerungen von Ariely
- Das beste Mittel gegen Aufschieben ist, die Wahlfreiheit durch Vorgaben einzuschränken.
- Gibt man den Studenten ein Mittel oder Instrumente, die ihnen bei der Entscheidung half, erzielten sie bessere Noten, als wenn man ihnen völlige Freiheit lässt.
Das beste Mittel gegen Aufschieben ist, die Wahlfreiheit durch Vorgaben einzuschränken.
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Besonders die zweite Schlussfolgerung ist interessant: Offenbar waren sich die Studenten ihrer Aufschieberitis bewusst. Gab man ihnen die Chance, ihre Freiheit selbstständig einzuschränken, packten viele diese Chance und erzielten bessere Ergebnisse.
Gleichzeitig brauchte es den Druck des Notenabzuges, um die Verbindlichkeit der Termine zu erhöhen.
Fazit
Andere Untersuchungen zeigen: Je mehr Freiraum jemand hat, desto größer ist die Gefahr, dass er aufschiebt. Deshalb ist es nicht nur ein Vorurteil, sondern empirisch nachweisbar, dass z.B. Solopreneure oder Studenten häufiger aufschieben.
Das erfolgreichste Mittel gegen das ständige Aufschieben ist damit: Mehr Struktur und bewusst eingeschränkter Freiraum.
Das beste Mittel gegen Aufschieben ist: Mehr Struktur und bewusst eingeschränkter Freiraum.
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So könnte das aussehen:
- Setz dir Ziele. Du kannst die Verbindlichkeit deiner Ziele erhöhen, indem du sie öffentlich machst oder indem du Sanktionen bei Nicht-Erreichen definierst.
- Gewöhne dir Routinen an, die dich die beste Leistung abrufen lässt. Eine Routine wird nicht hinterfragt, sondern einfach abgespult. Das lässt sich nutzen. Nutze beispielsweise immer den Freitag Nachmittag für deine administrativen Aufgaben. Oder schreib deinen Content oder deine Angebote immer am Vormittag als erstes.
- Setz dir sportliche Zeitvorgaben. Ein wenig Druck erhöht die Leistung, zu viel Druck verringert sie. Sportliche – nicht unrealistische – Vorgaben helfen daher.
- Suche dein starkes „Warum?“. Warum tust du das, was du den ganzen Tag so tust? Was ist deine Vision, deine Mission? Wenn du für etwas wirklich brennst, verringert sich die Aufschieberitis in der Regel.
- Verpflichte dich – und zwar zu hundert Prozent. Versuche, diejenigen Dinge zu eliminieren, hinter denen du nicht zu hundert Prozent stehst. Ja, das kann auch unangenehm sein. Es geht aber.
„Was alles verlieren wir, wenn wir uns durch flüchtige Impulse von unseren längerfristigen Zielen abbringen lassen?“
(Dan Airely, „Denken hilft zwar, nützt aber nichts„)
Bildnachweise:
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Foto Aufschieberitis-Tag: © Depositphotos.com / raywoo