Es gibt eine wunderbare Geschichte über Till Eulenspiegel, aus der man einige Dinge für das Zeitmanagement ableiten kann.
Es geht nämlich um die Geschwindigkeit – oder in der Sprache des Anti-Zeitmanagements: die Schnelligkeit -, mit der man Dinge erledigen kann.
Gleich vorneweg: Hetze ist die Feindin der Schnelligkeit.
Wer ständig hetzt, wird wie ein Ball im Flipperautomaten hin und her geschleudert. Hetze ist ungesund, gefährlich und hat überhaupt nichts mit Schnelligkeit tun.
Schnelligkeit ist stressfrei und entspannt, dabei zielgerichtet und fokussiert.
Hier also die Geschichte und zwei Gedanken dazu.
Schnelligkeit ist stressfrei und entspannt, dabei zielgerichtet und fokussiert.
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Till Eulenspiegel und der Kutscher
Till Eulenspiegel ging eines schönen Tages mit seinem Bündel an Habseligkeiten zu Fuß zur nächsten Stadt. Auf einmal hörte er, wie sich schnell Hufgeräusche näherten und eine Kutsche hielt neben ihm.
Der Kutscher hatte es sehr eilig und rief: „Sag schnell – wie weit ist es bis zur nächsten Stadt?“
Till Eulenspiegel antwortete: „Wenn Ihr langsam fahrt, dauert es wohl eine halbe Stunde. Fahrt Ihr schnell, so dauert es zwei Stunden, mein Herr.“
„Du Narr“ schimpfte der Kutscher und trieb die Pferde zu einem schnellen Galopp an und die Kutsche entschwand Till Eulenspiegels Blick.
Till Eulenspiegel ging gemächlich seines Weges auf der Straße, die viele Schlaglöcher hatte. Nach etwa einer Stunde sah er nach einer Kurve eine Kutsche im Graben liegen. Die Vorderachse war gebrochen und es war just der Kutscher von vorhin, der sich nun fluchend daran machte, die Kutsche wieder zu reparieren.
Der Kutscher bedachte Till Eulenspiegel mit einem bösen und vorwurfsvollen Blick, worauf dieser nur sagte: „Ich sagte es doch: Wenn Ihr langsam fahrt, eine halbe Stunde…“
Quelle: Lothar J. Seiwert: „Wenn Du es eilig hast, gehe langsam„, S. 21
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Schnelligkeit und Nachdenken
Schnelligkeit folgt gründlichem, langsamem Nachdenken:
- Was kann automatisiert werden?
- Was kann effizienter erledigt werden?
- Was kann weggelassen werden?
Je besser man diese Fragen beantworten kann, desto mehr Zeit spart man dann.
Die Paradoxie der Schnelligkeit: Um Dinge rasch erledigen zu können, müssen wir zunächst gründlich und langsam nachdenken. Sonst wird man nicht schneller, sondern gehetzt und wie in der Geschichte bricht die Vorderachse.
Um Dinge rasch erledigen zu können, müssen wir zunächst gründlich und langsam nachdenken.
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Wir müssen beispielsweise gründlich und langsam überlegen, welche Zeitfresser wir zulassen, wie wir unsere Hilfsmittel optimal einsetzen (Checklisten, Vorlagen, Tools etc.) oder was automatisiert werden kann.
Jede heute gut investierte Minute kommt morgen mehrfach zurück.
Deshalb gilt: Gründlichkeit im Denken, Schnelligkeit im Handeln.
Gründlichkeit im Denken, Schnelligkeit im Handeln.
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Schnelligkeit und Entschleunigung
Schnelligkeit und Entschleunigung schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich.
- Schnelligkeit hat etwas mit der Erledigung zu tun.
- Entschleunigung hingegen hat etwas mit Entscheidungen zu tun: Wie viel Tempo lasse ich in meinem (Arbeits-)Leben zu? Wo entscheide ich mich bewusst für ein geringeres Tempo?
Wie immer sind wir grundsätzlich frei zu entscheiden, wenn wir gleichzeitig bereit sind, die Konsequenzen zu tragen. Entscheide ich mich für ein entschleunigtes Leben, ist für mich der Job als Börsenmakler nur bedingt geeignet.
In der Schweiz sagt man:
Man kann nicht den Fünfer und das Weggli haben.
(Nebenbei: Ein Weggli ist ein Brötchen, das vor langer Zeit nur 5 Rappen kostete. Eine deutsche Entsprechung wäre: „Man kann keinen Kuchen backen, ohne Eier zu zerbrechen.“)
Außer bei der Schnelligkeit und der Entschleunigung. Die kann man nämlich schon gleichzeitig haben.
Das Prinzip der Schnelligkeit greift nämlich erst dann, wenn wir etwas tun wollen, also etwas zu erledigen haben.
Die Entschleunigung hingegen ist ein Kriterium, um Entscheidungen zu treffen: Will ich das oder habe ich schon genug (zu tun/Tempo/vor/Verpflichtungen/Rollen/…)?