Können Sie leicht „Nein“ sagen? Bei mir gehört das nicht gerade zu einer meiner großen Stärken, und ich weiß, ich bin da nicht alleine.
Die meisten von uns sind einfach nette Menschen und wollen anderen ihre Wünsche nicht abschlagen.
Doch Zeitmanagement heißt auch, „Nein“ sagen zu können. Nicht aus Bosheit, nicht aus mangelndem Willen, sondern schlicht und einfach aus Selbstschutz.
Ich kann unmöglich all das tun, was ich tun könnte oder was an mich herangetragen wird. Prioritäten setzen beginnt nicht erst bei der Aufgabenliste, sondern schon weit vorher, nämlich, wenn Anfragen kommen.
Das kann manchmal auch frustrierend sein und doch ist es notwendig.
Mit jeder Entscheidung für etwas entscheiden wir uns gegen ganz viele andere Dinge.
Das gilt natürlich auch umgekehrt: Entscheiden wir uns gegen etwas (und sagen „Nein“), schaffen wir mehr Zeit und Platz für die Dinge, zu denen wir „Ja“ gesagt haben.
Jedes „Nein“, das wir verpassen, frisst uns Zeit von den „Ja“-Dingen.
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Gelingt es uns nicht, „Nein“ zu sagen…
- lassen wir uns durch die Prioritäten anderer steuern und landen im Hamsterrad;
- verzichten wir auf Zeit für die Menschen, die uns wirklich wichtig sind (eigene Kunden, Mitarbeiter und natürlich Familie, Freunde usw.);
- zwacken wir uns häufig Zeit für uns selbst ab, indem wir auf Pausen, Erholung und Freizeit verzichten;
- enden wir frustriert und gestresst, da wir uns getrieben fühlen;
- können wir aus Zeitmangel nicht mehr „Ja“ zu den Dingen sagen, die uns wirklich wichtig sind.
„Nein“ sagen braucht Fingerspitzengefühl, ist aber durchaus machbar.
Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen.
Oft sagen wir vorschnell zu, ohne genau zu überlegen, was das denn genau heißt. Wir lassen uns also überrumpeln. Überlegen Sie also immer:
- Was muss ich da genau tun? Was wird erwartet?
- Möchte ich das tun?
- Liegt das im Moment drin? Habe ich genug Zeit, Energie und Lust?
- Was muss ich zurückstellen, wenn ich zusage?
Diese Zeit dürfen Sie sich ruhig nehmen. Entweder während der andere noch da ist oder indem Sie klar sagen: „Ich muss einen Moment darüber nachdenken. Kann ich Ihnen später Bescheid geben?“
Selbst wenn Sie sofort eine Antwort geben müssen, können Sie einen kleinen Moment (10–20 Sekunden) still überlegen.
Denken Sie an den Preis, den Sie zahlen müssen.
Ähnlich wie im letzten Punkt geht es darum, sich zu überlegen, was ein „Ja“ kostet. Nicht unbedingt monetär, sondern denken Sie an die fünf Punkte von oben.
Hinzu kommt häufig der Ärger darüber, schon wieder zu etwas zugesagt zu haben, das Sie eigentlich nicht wollen, oder sogar das Gefühl, ausgenutzt zu werden.
Jeder stellt mal die eigenen Interessen hinten an. Geschieht das aber regelmäßig, steigt der Preis für jedes „Ja“.
Überlegen Sie sich also gut, ob Sie diesen Preis bezahlen wollen. Oder ob Sie diesen Preis halt in diesem Fall bezahlen müssen, weil es nicht anders geht.
Sagen Sie klar, aber freundlich „Nein“.
Ein „Nein“ ist nicht einfach ein „Nein“. Man kann das durchaus so sagen, dass der andere weder verletzt noch beleidigt ist.
- Wichtig ist, glasklar zu bleiben: Ein schwaches „Nein“ ist schon ein halbes „Ja“.
- Bleiben Sie bei einem einmal ausgesprochenen „Nein“. Manchmal bedingt das ein deutliches Wort, aber es lohnt sich.
- Sprechen Sie ein freundliches „Nein“ aus. Begründen Sie es kurz und sachlich, ohne sich zu rechtfertigen.
- Seien Sie immer ehrlich, suchen Sie nie nach Ausreden oder Notlügen. Das kommt immer irgendwann zurück und schädigt Ihren Ruf nachhaltig.
- Für den Empfänger ist es leichter zu akzeptieren, wenn Sie Alternativen vorschlagen. Etwa: „Nein, das geht nicht, aber wie wäre es mit X oder Y?“. Oder: „Könnten wir nicht diese Aufgabe mit dieser Aufgabe verbinden?“.
Ein „Nein“ fällt häufig leichter, wenn Sie genau wissen, was Sie wollen und Ihre Selbstverpflichtung stark verankert ist.
„Nein“ zu sagen, braucht Übung. Das ist nicht einfach nur eine Technik, die man lernt und dann kann, sondern es bedingt wahrscheinlich auch die Änderung gewisser Glaubenssätze und Einstellungen.
Das braucht Zeit und vermutlich werden Sie den einen oder anderen Rückschlag erleiden. Geben Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, haben Sie Geduld und lernen Sie Schritt für Schritt um. Dann schaffen Sie das!
P.S.:
Häufig gelingt es mir nicht, die richtigen Worte für ein „Nein“ zu finden. Deshalb habe ich mir eine Reihe Textbausteine erstellt, die ich bei Standard-Fragen, die mich häufig erreichen, einsetzen kann.
Hier habe ich mir also einmal in aller Ruhe überlegt, wie ich eine entsprechende Anfrage ablehne – falls ich das will oder muss – und den Text formuliert. Den setze ich dann bei E-Mails ein, natürlich ergänzt um ein persönliches Wort.
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