Letzthin in einem Kickoff-Workshop saß ein Teilnehmer, der offensichtlich intensiv Kraftsport betreibt.
Ich schaue häufig auf Profisportler, um von ihnen zu lernen. Die sind nämlich echte Experten, wenn es um Gewohnheiten, Routinen und Veränderungen geht.
Der Teilnehmer war zwar kein Profisportler, doch ich fragte ihn trotzdem: „Was ist der größte Fehler im Training, den ein Sportler machen kann?“
Er antworte ohne Zögern: „Übertraining.“
Die meisten Hobby-Sportler trainieren nämlich viel zu viel und gönnen dem Körper zu wenig Erholungsphasen.
Das fand ich spannend. Der Hauptfehler laut ihm war also nicht „kein Aufwärmtraining“, „falsche Körperhaltung“, „falsche Ernährung„, „zu viel/zu wenig Gewicht“ oder sonst etwas. Sondern „Übertraining/fehlende Erholung“.
Ich habe die Frage natürlich nicht zufällig gestellt und war sicher, dass er diese Antwort gibt.
Denn in meinem Kickoff-Workshop wollte ich gerade auf die beiden spielentscheidenden Themen Schlaf und Pausen überleiten. Das sind zwei Schlüsselthemen, wenn man seine Produktivität verdoppeln will.
Ein gutes Zeitmanagement ist immer mehr als To-do-Liste, Kalender und Apps. Sondern will man wirklich eine große Veränderung, geht es um ganz andere Themen.
Um diese hier zum Beispiel.
Wie dein Tag beginnt, wird er auch verlaufen.
Ich bin davon überzeugt, dass wir unseren Tag immer selbst gestalten.
Drückst du morgens ein paar Mal auf den Snooze-Knopf, springst du dann auf den letzten Drücker aus dem Bett, stürzt einen Kaffee runter und rennst zum Bus, wirst du schon gehetzt und gestresst im Büro ankommen.
Wie wird dann dein Tag ablaufen? Genauso! Voller Hetze und gestresst.
Nimmst du dir hingegen Zeit, deinen Tag ruhig zu beginnen und dich bereits zu stärken, bekommt der gesamte Tag eine neue, bessere Qualität.
Ich empfehle dir also ein Morgenritual, das dir so richtig Power gibt. Dafür musst du nicht zum Morgenmenschen werden. Natürlich darfst du dafür ein wenig früher aufstehen, doch schon 20-30 Minuten reichen.
Nutz diese Zeit, um Dinge zu tun, die dir Kraft geben:
- gemütlich frühstücken
- mit den Kindern spielen
- mit dem Hund spazieren gehen
- die Katze streicheln
- Sport
- usw.
Im Idealfall berücksichtigst du drei Dimensionen:
- Physisch: Beweg dich bewusst, mach ein Stretching oder mach deinen Sport.
- Mental: Lies etwas Inspirierendes, lerne ein paar Vokabeln, tue irgendetwas, was die graue Masse zwischen deinen Ohren fordert.
- Emotion/Spirituell: Vergiss dein Innerstes nicht. Tue etwas, das dich emotional stärkt (z.B. Tagebuch schreiben) und/oder betreibe etwas Seelenpflege (z.B. sprich ein Gebet oder meditiere).
Damit startest du deinen Tag mit etwas, was dich wirklich stärkt. Du bist optimal für den Tag vorbereitet und kannst dich in die Arbeit stürzen.
Verstecke dich zu Arbeitsbeginn.
Kaum im Büro angekommen, verschwenden viele Menschen ihre Zeit mit E-Mails oder Meetings. Sie verschieben die richtige Arbeit auf später.
Das ist ein großer Fehler!
In den ersten Stunden des Tages haben wir am meisten Klarheit im Kopf. Sogar Nachtmenschen.
Starten wir den Arbeitstag mit E-Mails, passieren zwei Dinge:
- Mailen ist nicht Arbeiten. Produkte herstellen, Dienstleitungen erbringen ist Arbeiten. E-Mails sind nur ein Hilfsmittel dafür.
- Der Tag beginnt in Fremdsteuerung pur. Jemand schreibt mir eine E-Mail. Er will also etwas von mir – mich informieren oder mich zu einer Handlung bringen. Das ist Fremdsteuerung in Reinkultur.
Es wäre schade, die Zeit der größten Klarheit mit etwas anderem zu verbringen als super-wichtigen Aufgaben, die dich oder dein Business wirklich nach vorne bringen.
Versuch also, dich in der ersten Zeit des Arbeitstages zurückzuziehen und alle Unterbrechungen/Ablenkungen auszuschalten. Versuch also, dich zu verstecken.
Fokussiere dich dann auf eine Aufgabe, die einen sehr hohen Wert hat oder schafft. Mit „Wert“ sind hier nicht nur Euro gemeint, sondern auch der Nutzen.
Mach Pausen.
Es ist eine Illusion zu meinen, wir könnten acht oder mehr Stunden konzentriert am Stück arbeiten.
Jeder von uns erfährt Konzentrations- und Powerhochs, aber eben auch Tiefs.
Ein Beispiel, das du garantiert wahrnimmst, ist das Suppenkoma. Nach dem Essen ist der Körper mit der Verdauung beschäftigt und unsere Konzentration lässt nach. Wir werden müde, die Klarheit vom früheren Vormittag ist schon längst verschwunden. Das ist übrigens nicht nur nach einem Schnitzel-Pommes so, sondern auch nach einem Salat mit Hühnchen.
Wenn du ein Tief spürst, dann ist das ein deutliches Zeichen, dass du eine Pause brauchst.
Steh auf, beweg dich ein wenig, mach ein Nickerchen (falls möglich) oder geh an die frische Luft.
Du kannst das Tief auch nutzen, das Morgenritual in einer kürzeren Version zu wiederholen (und z.B. deine Katze streicheln) oder dich von neuem mit deinen Zielen und deiner Vision verbinden. So kannst du entscheiden, worauf du dich heute noch fokussieren möchtest.
Nutze den Nachmittag für E-Mails, Meetings, Anrufe, Routine-Aufgaben.
Unabhängig vom Suppenkoma haben wir am Nachmittag nicht dieselbe Klarheit wie am Vormittag.
Deshalb ist es geschickt, den Vormittag für die wichtigen, schwierigen Aufgaben zu nutzen, und dann eben den Nachmittag für alles andere.
Wenn du eine E-Mail von mir erhältst, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich sie am Nachmittag oder sogar frühen Abend geschrieben habe. Einfach weil meine Power dann gut ausreicht, um Mails zu schreiben, aber nicht mehr, um einen Blogartikel zu schreiben, einen Podcast aufzunehmen oder ein Konzept zu entwickeln.
Das ist bei dir bestimmt ähnlich. Nutz also den Nachmittag für Anrufe, Meetings oder Routineaufgaben, die dich nicht viel Energie kosten.
Übrigens kann die Anwesenheit einer anderen Person (wie in einem Meeting oder bei einem Anruf) bereits helfen, produktiver zu arbeiten. Auch deshalb sind Meetings und Anrufe optimal für den Nachmittag.
Schaff dir eine klare Abgrenzung zwischen Arbeit und Erholung.
Während dir das Morgenritual hilft, dich auf einen großartigen Tag einzustimmen, kannst du auch am Abend für absolute Erholung sorgen.
Viele erfolgreiche Menschen investieren sehr viel Zeit und Energie in ihre beruflichen Ziele.
Doch viele davon versuchen, auch einen sauberen Abschluss des Arbeitstages hinzukriegen.
Das kann bereits im Büro beginnen: Nimm dir vor Feierabend kurz Zeit, aufzuräumen, offene Dinge zu notieren und den Arbeitstag bewusst abzuschließen.
Danach ist Freizeit. Versuch wirklich abzuschalten. Es spricht nicht unbedingt etwas dagegen, auch abends noch das eine oder andere für den Job zu erledigen. Schließlich brennen wir Unternehmer ja für unser Thema und genießen die Freiheit, die wir haben.
Pass aber vor der Vermischung von Freizeit und Arbeit auf. Beides sollte klar getrennt sein.
Sitzt du also mit deiner Familie beim Abendessen, dann iss einfach und sei präsent. Guck nicht ständig aufs Smartphone oder in die E-Mails.
Danach kannst du ja problemlos noch ein Stündlein arbeiten, wenn du willst. Schließ dann auch das ab und widme dich deinem Hobby oder so.
Klare Abgrenzung heißt hier das Zauberwort.
Vermeide auch, direkt vom Schreibtisch ins Bett zu fallen. Dein Schlaf wird viel erholsamer sein, wenn du zuerst runterkommst.
Apropos Schlaf: 95% der Menschen brauchen 7-8 Stunden Schlaf.
Wenn du glaubst, dass du weniger brauchst, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du gar nicht mehr weißt, was du alles so richtig ausgeschlafen leisten kannst!
Natürlich können wir mit weniger Schlaf funktionieren. Aber eben nur funktionieren und nicht unsere volle Power umsetzen.
Fazit
Willst du deine Produktivität verdoppeln, würde ich mich zunächst nicht mit der Aufgabenliste etc. beschäftigen, sondern genau mit den fünf Themen aus diesem Artikel:
- Wie du den Tag beginnst, wird er verlaufen.
- Verstecke dich zu Arbeitsbeginn.
- Mach Pausen.
- Nutze den Nachmittag für Aufgaben, die weniger Energie kosten.
- Schaff dir eine klare Abgrenzung zwischen Arbeit und Erholung.
Ich weiß, das ist nicht immer einfach, da wir ja nicht die komplette Freiheit haben.
Das ist aber noch lange kein Grund, nicht damit zu beginnen.
Schon Johann Wolfang von Goethe wusste:
Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun.
P.S.:
Zu diesem Artikel hat mich Eric Barker inspiriert. Die Punkte sind von ihm, ich habe sie in meinen Worten und mit meiner Erfahrung umgeschrieben.