Ich gebe zu, das ist eine provokante Aussage. Steckt aber nicht Wahrheit darin? Ich finde ja und möchte diesem Gedanken hier mal „nach denken“. Denn beim Zeit- und Selbstmanagement geht es eben um mehr als um Fakten und Methoden. Willst du produktiver und effektiver werden, spielt das Mindset eine ebenso wichtige Rolle.
Ich habe den Satz „Die meisten Menschen sind wunschlos unglücklich“ vor einiger Zeit mal irgendwo aufgeschnappt und seither begleitet und beschäftigt er mich. Ich beobachte immer wieder, wie sehr viele Menschen jammern und nörgeln, aber nicht bereit sind, etwas zu ändern.
Wir jammern und nörgeln über die Arbeit, aber bleiben eben doch bei diesem Job. Wir klagen über die Kunden, aber versuchen nicht, andere Kunden anzuziehen. Wir ärgern uns über einen Dienstleister und erwähnen das immer wieder, bleiben aber trotzdem bei ihm etc.
Warum tun wir das? Nun, entweder ist der Leidensdruck zu klein, oder aber wir wissen gar nicht so richtig, was wir eigentlich wollen. Das ist eine Form von Aufschieben. Wir haben keine genauen Vorstellungen, was wir wollen, und sind so „wunschlos unglücklich“. Wir scheuen uns davor, etwas Neues anzugehen, weil das eine Veränderung bedeuten würde – und eine Veränderung zwingt uns dazu, aus der Komfortzone zu treten. Das ist eben auch nicht wirklich verlockend.
Aus diesem Grund verändern wir nichts und bleiben lieber in diesem Zustand der latenten Unzufriedenheit.
Nörgeln und Jammern
Nörgeln und Jammern sind natürlich nicht per se schlecht – solange eine Aktion daraus folgt. Nörgeln und Jammern kann durchaus auch ein Ventil sein, das uns hilft, Druck abzubauen oder auch eine Verbindung zu anderen Menschen herzustellen. Kollektives Jammern kann in der Tat eine soziale Note haben, denn geteiltes Leid, ist bekanntlich halbes Leid.
Wenn aber keine Aktion auf das Jammern folgt, ist eine schlechte Stimmung und das Gefühl von Unzufriedenheit das einzige Resultat. Oft sind wir danach sogar unzufriedener als vorher, weil wir uns in dieser Unzufriedenheit und diesem Genervtsein geradezu suhlen. Und wir wissen auch gar nicht, was wir stattdessen eigentlich wollen.
Damit ich etwas verändern kann, muss ich zuerst wissen, was ich will und in welche Richtung ich will. Wenn ich ein Ziel habe, kann ich mich auch in diese Richtung bewegen und verharre nicht in der Situation, die mir ja, aus welchen Gründen auch immer, nicht zusagt.
Brauchen wir immer Ziele?
Meiner persönlichen Meinung nach: Ja. Wir brauchen Ziele, damit wir uns weiter vorwärts bewegen.
Aber unser Ziel darf auch mal heißen, dass wir genau so weiter machen wollen, wie die Dinge im Moment stehen, wenn und weil uns das so gut dünkt. Ein Ziel muss also nicht zwangsläufig eine Veränderung bedeuten.
Wenn du mit deinem Business z.B. gerade eine große Wachstumsphase hinter dir hast, dann kann es durchaus dein Ziel sein, dass es nun einfach mal so weiterlaufen soll. Da macht eine Konsolidierungsphase durchaus Sinn.
Einen guten Zustand zu halten, ist also ebenfalls ein legitimes Ziel.
Aber auch eine solche Konsolidierungsphase hat einmal ein Ende. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo es dann eben wieder nicht ausreicht, auf einem bestimmten Level zu bleiben. Dann sollten wir auch wieder einen Schritt vorwärts machen.
Wie kann ich verhindern, dass ich wunschlos unglücklich bin oder bleibe?
Wie kann ich verhindern, dass ich immer nur nörgle und jammere, aber nichts daraus folgt?
Ganz einfach: Hör auf zu nörgeln und zu jammern, wenn daraus keine Aktion erfolgt. So schlicht und einfach lautet die Antwort in aller Kürze.
Etwas ausführlicher:
Sei aufmerksam und mach den nächsten Schritt
Manchmal nörgeln wir aus purer Gewohnheit. Vielleicht fragt dich jemand, wie es dir geht. Das genügt als Trigger und dir fällt alles Mögliche ein, was sich im Moment bei dir als Problem so alles türmt.
Versuch wahrzunehmen, wenn du nörgelst, und mach dann auch den nächsten Schritt: Frage dich,
- ob du etwas verändern willst/musst, weil du offenbar unzufrieden bist,
- was du denn eigentlich ganz genau willst.
Lass es, wenn du die Situation nicht ändern kannst
Wenn du an der Situation nichts ändern kannst, weil diese gar nicht in deinen Händen liegt, dann lass das Nörgeln sein oder entschärfe es zumindest.
Wenn du das Nörgeln als Ventil brauchst oder um eine Verbindung mit deinem Gegenüber herzustellen, dann versuche es zu entschärfen. Das geht einfach, indem du ein schlichtes „Aber“ anhängst.
Als Beispiel: Das Wetter kannst du nicht beeinflussen und ein mieser, verregneter Sommer kann einen schon mal zum Nörgeln bringen. Entschärfen kannst du die Aussage, indem du sagst: „Dieses furchtbare Wetter habe ich langsam satt, aber wenigstens fällt es mir so leichter, im Büro zu sitzen.“ Versuch’s mal. Es macht tatsächlich einen Unterschied.
Lass Jammern als Statussymbol sein
„Ich habe so viel zu tun“, „die Kunden rufen mich ständig an“, „der Konkurrent hat doch keine Ahnung“. Mit diesen Aussagen wollen wir häufig zeigen, wie toll, wichtig, gefragt und gut wir sind.
Busy-ness und Stress, den wir immer wieder nach außen betonen, werden dann zu einem Statussymbol, mit dem wir uns brüsten. Natürlich gibt es „echten“ Stress und natürlich darf man das auch mitteilen, aber hier spreche ich vom Stress, den wir uns entweder selber machen, weil wir uns dann wichtig fühlen oder den wir als Vorwand nutzen, um dem Bild einer extrem gefragten und erfolgreichen Geschäftsperson zu entsprechen. Wenn wir ehrlich zu uns sind, kennen wir den Unterschied.
Wir brauchen keine Angst zu haben, dass wir als faul und erfolglos gelten, wenn wir nicht ständig Stress haben und diesen kommunizieren. Wenn wir die Dinge einfach im Griff haben und uns auch Freizeit gönnen können, dann ist das doch eigentlich ein Zeichen dafür, dass wir gut und erfolgreich sind.
Die Entscheidung
Nörgeln und Jammern sind eine Entscheidung, die wir bewusst oder unbewusst treffen. Genau so einfach können wir uns auch anders entscheiden.
Weshalb sollten wir das aber tun, wenn es doch auch ein Ventil sein kann?
Mein Motto lautet ja „Nutze deine Zeit, denn sie kommt nie wieder!“. Dabei geht es nicht darum, jede Minute produktiv zu sein und Dinge zu erledigen, sondern es geht darum, die eigene Zeit die wir zur Verfügung haben, bewusst zu gestalten und sich bewusst zu entscheiden, was ich jetzt mit meiner Zeit anfange. Es geht darum, die Fäden in die Hand zu nehmen.
Genauso ist es hier. Ich kann mich bewusst entscheiden, ob ich einfach nur nörgeln will und so wunschlos unglücklich bleiben möchte, oder ob ich lieber mit einem ganz anderen Mindset, einer anderen Einstellung und Power durch meinen Tag gehen möchte.
Kleine Veränderungen können einen riesigen Unterschied machen. So kann eine solche kleine Entscheidung, die du für dich triffst, eine große Auswirkung für dich haben.
Mehr als nur Zeitmanagement
In solchen Mindset-Themen steckt so viel drin, um unsere Produktivität und letztendlich auch unsere Zufriedenheit massiv zu erhöhen. Wir sollten nicht mehr einfach nur auf To-Do-Listen, Methoden und Tools schauen. Selbstverständlich sind diese auch wichtig, aber eben nicht nur. Gerade diese tieferen Themen können mit relativ wenig Aufwand eine sehr hohe Wirkung entfalten.
Deshalb will ich dich motivieren, den Blick zu weiten. Zeitmanagement ist wichtig. To-Do-Listen, Methoden, Tools sind wichtig. Aber das allein genügt unter Umständen nicht. Es kann sein, dass du damit viele Dinge, Chancen und Gelegenheiten verpasst.
Das mache ich übrigens auch in meinem Coaching. Da helfe ich Menschen, die schon viel erreicht haben, eine Schippe draufzulegen. Einem High Performer muss ich in der Regel nicht mehr helfen, die To-do-Liste zu optimieren bzw. das ist höchstens der erste Schritt. Doch danach können wir Handbremsen lösen und Barrieren beseitigen, so dass du über dich hinauswächst.