Das regelmäßige Mitarbeitergespräch: Jour fixe

Es gibt Mitarbeitergespräche und es gibt Mitarbeitergespräche, die wirklich etwas bringen.

Die einen führen Mitarbeitergespräche ein- oder zweimal pro Jahr. Das ist zwar gut und gut gemeint, aber reicht bei Weitem nicht aus.

Wenn du deinen Mitarbeitern Wertschätzung, Interesse und Respekt entgegen bringen möchtest, dann empfehle ich dir regelmäßige Mitarbeitergespräche in Form von 1:1-Meetings oder Jours fixes.

Wie das geht, zeige ich dir in diesem Artikel.

Wenn du meinen Artikel „10 Punkte, die du bei Besprechungen beachten solltest“ kennst, dann weißt du, dass ich kein Freund vieler Besprechungen bin, weil es oft andere, bessere und effizientere Möglichkeiten gibt. Aber es gibt durchaus Ausnahmen.

Es gibt Meetings, die ich sogar für sehr sinnvoll halte. Hier gehört natürlich der Daily Huddle dazu, dann aber auch ganz klar das 1:1-Meeting, um das es hier geht.

Der Begriff 1:1-Meeting sagt eigentlich schon, worum es geht. Das 1:1-Meeting ist eine regelmäßig stattfindende Besprechung mit deinen direkt unterstellten Mitarbeitern. Manchmal auch als „One-on-Ones“, „Face-to-Face-Meeting“ oder „Jour fixe“ (mit „e“ am Schluss!) benannt.

Nebenbei: Das 1:1-Meeting ist eine Teilmenge des „Jour fixe“. Ein „Jour fixe“ ist laut Wikipedia ein fest vereinbarter, regelmäßig wiederkehrender Termin in einer kleinen Gruppe von Personen. Bei uns in der Schweiz werden 1:1-Meetings häufig einfach als „Jour fixe“ bezeichnet.

Hauptaufgabe einer Führungskraft

Für mich ist das 1:1-Meeting eines der wichtigsten Tools im Manager-Werkzeugkasten.

Denn was ist denn eigentlich die Hauptaufgabe eines Managers und einer Führungskraft?

  • Ein Manager und jede Führungskraft ist schlußendlich (mit)verantwortlich für die Geschäftsresultate. Er muss schauen, dass diese erreicht werden.
  • Dafür braucht er natürlich seine Mitarbeiter: Er braucht gute und die richtigen Mitarbeiter. Und er muss die Beziehung zu seinen Mitarbeitern pflegen, indem er Verantwortung überträgt, sich mit den Mitarbeitern austauscht, eine Beziehung aufbaut und sie bei ihrer Arbeit unterstützt.

Genau bei diesen zwei Punkten (gute Mitarbeiter und Beziehung zu diesen) setzt der Jour fixe an.

Haben die Mitarbeiter das Gefühl, dass sie und ihre Arbeit zählen und sie nicht nur eine Nummer, ein unbedeutendes Rädchen im Getriebe sind, sind sie automatisch zu mehr Engagement bereit und bringen sich ein. Sie fühlen sich als Teil des Ganzen und bleiben dem Unternehmen länger erhalten.

Wünschen sich Mitarbeiter eine bessere Kommunikation, bedeutet das nicht immer nur, dass die Kommunikationswege zu kompliziert sind und dass zu wenig transparent kommuniziert wird. Häufig wollen Mitarbeiter auch nur, dass man ihnen mehr zuhört.

Es wird viel über Kundenbindung gesprochen – Mitarbeiterbindung ist aber ebenso wichtig und sollte auf keinen Fall vernachlässigt werden.

In einem regelmäßigen, sprich wöchentlichen 1:1-Meeting passiert genau das. Du als Führungskraft gibst deinen Mitarbeitern das Gefühl zu zählen, du hörst ihnen zu und du kannst überprüfen, ob die Ausrichtung noch stimmt, ob deine Mitarbeiter mit ihrer Arbeit auf dem richtigen Weg sind. Ist dies nicht der Fall, kannst du frühzeitig korrigierend einwirken. Damit bleiben du und dein Team auf Kurs und ihr steuert direkt auf die Erreichung der Unternehmensziele zu. Das wiederum liefert am Ende des Jahres gute Geschäftsresultate.

Bietest du deinen Mitarbeitern Unterstützung an, gibst du ihnen positives und konstruktives Feedback, Ratschläge und hilfst ihnen bei Entscheidungen, wirst du mit höherem Engagement und besseren Leistungen belohnt.

Gleichzeitig steigt deine Produktivität auch an. Dank der Jours fixes wirst du an den übrigen Tagen der Woche weniger oft unterbrochen und die internen Meetings nehmen ab, weil dank 1:1-Meeting einfach weniger Bedarf daran besteht.

In zwei Sätzen:
Ein 1:1-Meeting ist ein regelmäßiges Meeting mit jedem einzelnen deiner direkt unterstellten Mitarbeiter. Es hat den Zweck, die Ausrichtung zu überprüfen und die Produktivität und das Engagement des Teams aufrechtzuerhalten.

Rahmenbedingungen von 1:1-Meetings

Schauen wir nun die Rahmenbedingungen an: Mit wem hältst du diesen Jour fixe ab? Wo findet dieses 1:1-Meeting statt? Wann und wie lange dauert es?

Mit wem hältst du einen Jour fixe ab?

Es kommt natürlich darauf an, wie viele Mitarbeiter du führst. Hast du ein kleines Team, dann kannst du gut mit allen solche Jours fixes führen. Bist du Führungskraft in einem größeren Betrieb, dann nur mit deinen direkt unterstellten Mitarbeitern. Alles andere würde zu weit führen und zu viel Zeit in Anspruch nehmen.

Wenn mehrere Ebenen betroffen sind, wenn also deine direkt unterstellten Mitarbeiter selbst auch wieder direkt unterstellte Mitarbeiter haben, dann ist es natürlich von Vorteil, wenn auch diese mit ihren Leuten 1:1-Meetings führen. Und so weiter.

Was ist der ideale Ort für 1:1-Meetings?

An und für sich ist jeder Ort geeignet, solange er ein gewisses Maß an Privatsphäre bietet und sich dort beide Parteien wohl fühlen. Es geht bei diesen Gesprächen ja nicht darum, hochsensible Informationen auszutauschen, aber in der Regel fühlen sich die Mitarbeiter besser dabei, wenn ihr etwas für euch seid, weil sie sich dann besser öffnen können.

Denkbar ist also ein Büro, entweder dein Büro oder dasjenige des Mitarbeiters, so lange er ein Büro für sich allein hat. Vergiss nicht, die Tür zu schließen. So banal das klingt, signalisierst du damit deinem Gesprächspartner, dass er jetzt deine gesamte Aufmerksamkeit bekommt.

Denkbar ist auch ein Sitzungsraum oder eine stille Ecke im Unternehmen. Sogar eine Cafeteria wäre möglich, wenn ihr euch strategisch geschickt setzt. Manchmal ist ein hoch frequentierter Ort genau richtig, weil der Einzelne dann nicht mehr so wahrgenommen wird. Auch so ist dann wieder etwas Privatsphäre möglich.

Ist ein Spaziergang auch geeignet? Von Steve Jobs wird berichtet, dass er viele Gehungen statt Sitzungen mit anderen Menschen durchgeführt hat. Grundsätzlich finde ich das eine sehr gute Idee, weil es gut tut, den Kopf mal zu lüften, etwas frische Luft zu schnappen und sich zu bewegen.

Äussere Bewegung führt häufig zu innerer Bewegung und Bewegung hilft ja auch, die Gedanken zu ordnen und ist somit auch bei Besprechungen sicher förderlich. Ein Nachteil besteht darin, dass keine Notizen gemacht werden können. Notizen sind nicht nur wichtig, um bestimmte Punkte festzuhalten, sie signalisieren dem Gegenüber auch Interesse und Wichtigkeit. Hier kommt also ein psychologischer Aspekt hinzu.

Wenn du 1:1-Meetings einführst, wirst du selbst schnell merken, welcher Ort für dich und deine Mitarbeiter funktioniert und was sich gut anfühlt.

Wann ist der beste Zeitpunkt für den Jour fixe?

Auch hier hast du an und für sich freie Hand, solange du das Meeting regelmäßig und immer am selben Tag abhältst.

Wie heißt es so schön:

“Monday is for meetings.”

Das hat was. Es macht durchaus Sinn, alle Jours fixes auf den Montag zu setzen, weil das einfach ein guter Wochen-Kickstart ist. Am Montag können die Prioritäten, Aufgaben und Probleme für die Woche angesprochen werden, du kannst deinem Mitarbeiter die für die Woche benötigten Hilfestellungen geben und eine allfällige Kurskorrektur macht am Anfang der Woche einfach mehr Sinn als mittendrin oder am Ende der Woche.

Der Montag hat aber noch einen weiteren Vorteil: Du hast von Dienstag bis Freitag mehr Luft. Es gibt weniger Meetings (interne schon gar nicht) und auch weniger Brände zu löschen, weil deine Mitarbeiter durch das montägliche Feedback ja auf Kurs sind.

Auch hier wirst du bald merken, welcher Tag für dich und dein Team am besten geeignet ist und funktioniert. Probiere es einfach aus.

Wenn du den idealen Tag gefunden hast, dann bleib aber dabei. Es ist wichtig, dass Regelmäßigkeit besteht und der Jour fixe auch konsequent durchgeführt wird. Eine Verschiebung sollte die absolute Ausnahme sein – und das gilt natürlich für beide Seiten. Du und deine Mitarbeiter profitieren davon. Sie fühlen sich ernstgenommen und wichtig – du bist immer auf dem Laufenden und kannst (wenn nötig) reagieren.

Diese Regelmäßigkeit und Verbindlichkeit bedeutet auch, dass das Meeting geplant ist. Es ist fix im Terminkalender eingetragen – eben ein Jour fixe – und beide Seiten können sich darauf vorbereiten.

In der Regel ist ein wöchentlicher Rhythmus ideal. So liegen die 1:1-Meetings nicht zu nah und nicht zu weit entfernt. Im Arbeitsalltag denken wir ja automatisch im Wochenrhythmus. Somit fühlt sich das sehr natürlich an und du bist immer im Bilde über das Arbeitsgeschehen und damit auch agil. Denn heutzutage geht ja alles sehr schnell. Oft muss schnell auf Veränderungen reagiert werden können. Der Wochenrhythmus trägt dem Rechnung.

Der Wochenrhythmus hat auch noch einen weiteren Vorteil. Das einzelne Meeting fällt kürzer und effizienter aus, als wenn zwei Wochen aufgearbeitet werden müssten.

Ein Vierzehntages-Rhythmus ist höchstens dann ratsam, wenn du mehr als zehn direkt unterstellte Mitarbeiter hast, weil dir sonst einfach zu wenig Zeit bleiben würde. Hast du mehr als zehn Mitarbeiter, mit denen du einen Jour fixe durchführst, dann teile die Gruppe auf: die eine Hälfte in dieser Woche, die andere Hälfte in der nächsten.

In diesem Fall würde ich übrigens sehr anraten, grundsätzlich zu überlegen, ob mehr als zehn direkt unterstellte Mitarbeiter nicht zu viele sind. In der Regel kann man bis 7 Mitarbeiter gut und angemessen direkt führen. Mehr wird sehr schnell schwierig oder du bist gezwungen, einige Mitarbeiter zu vernachlässigen.

Wie lange soll ein 1:1-Meeting denn dauern?

25 Minuten. 25 Minuten sind eine ideale Länge.

Es ist lang genug, um ins Gespräch zu kommen, ein Gespräch aufzubauen. Es ist auch lang genug, um bei einem Problem etwas in die Tiefe zu gehen. Es ist keine Eile notwendig und das Gespräch kann entspannt verlaufen.

Auf der anderen Seite sind 25 Minuten kurz genug, um es auch wirklich durchzuführen. Wäre das Meeting länger anberaumt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es abgesagt wird. Und genau das wollen wir ja vermeiden. 25 Minuten sind hingegen immer unterzubringen.

Und vergiss nicht: Für dich multipliziert sich diese Zahl ja mit der Anzahl deiner direkten Mitarbeiter. Auch aus dieser Warte ist eine Beschränkung der Zeit sinnvoll.

Und warum eigentlich gerade 25 Minuten und nicht 30? Als Führungskraft hast du häufig Meeting an Meeting und leider häufig gar keine Chance, pünktlich in die nächste Besprechung zu kommen, da ja die vorherige genau dann endet, wenn die nächste beginnt. Deshalb rate ich dir generell, Besprechungen nie auf eine gerade Zahl anzusetzen, sondern immer eine etwas “krumme” Dauer zu wählen. 10 Minuten, 25 Minuten, 50 Minuten. Aber auch deine Mitarbeiter haben anschließend vielleicht noch eine andere Besprechung oder einen Termin. Auch ihnen gegenüber ist es fair, eine kleine Pufferzeit zu gewähren.

Plane das 1:1-Meeting immer in dieser Länge. Ist dann schon vor Ablauf alles gesagt, brauchst du die Zeit selbstverständlich nicht künstlich zu füllen, sondern kannst zum Abschluss kommen. Oft ist es doch aber so, dass die Dinge genau den Raum ausfüllen, den man ihnen gibt.

Zusammengefasst:
Beim 1:1-Meeting triffst du dich…

  • je einzeln mit deinen direkt unterstellten Mitarbeitern,
  • an einem Ort mit etwas Privatsphäre,
  • immer am selben Tag,
  • einmal die Woche,
  • für 25 Minuten.

Inhalt und Ablauf des Jour fixe

Sinn und Mindset des Jour fixe

Ganz entscheidend ist die Einstellung zum Jour fixe: Es ist die Zeit des Angestellten, nicht die Zeit der Führungskraft.

Der Jour fixe soll keine verkappte Aufgabenverteilungssitzung sein. Auch wenn ihr natürlich durchaus über Arbeitsinhalte sprecht, geht es doch in erster Linie darum, dem Mitarbeiter zuzuhören.

Signalisiere dein Interesse, indem du aufmerksam zuhörst. Setze dich offen und deinem Gegenüber zugewandt hin.

Vielleicht denkst du dir “Na klar, was meint der denn!”, aber wir alle haben ja sicher schon mal selbst erfahren, wie viel unterschwellig mit der Körperhaltung kommuniziert wird und welche Auswirkungen diese auf ein Gespräch haben kann. Ich z.B. finde es ab und zu ganz angenehm, die Arme zu verschränken und will damit eigentlich keine Mauer bilden – aber empfindet das mein Gegenüber auch so? Ich finde, wir sollten unsere Gewohnheiten hin und wieder kurz auf unserem inneren Monitor betrachten.

Auch bei einem 1:1-Meeting ist es von Vorteil, sich Notizen zu machen. Notizen sind nicht nur wichtig, um bestimmte Punkte festzuhalten, sie signalisieren dem Gegenüber auch Interesse und Wichtigkeit.

Als Führungskraft führst du nicht nur ein Gespräch mit deinem Mitarbeiter, sondern du führst es tatsächlich. Du leitest und lenkst – und bist dabei aber natürlich auch zu einem großen Teil abhängig von der Kollaboration deines Gegenübers.

Stelle deshalb unbedingt offene Fragen. Das 1:1-Meeting soll kein mühsames Ja-und-Nein-Fragespiel sein, sondern ein echtes Gespräch. Mit offenen Fragen wirst du am besten fahren und die Konversation am Laufen halten können.

Inhalt des 1:1-Meeting: Mögliches Fragenschema

Ein gutes 1:1-Meeting läuft immer ähnlich ab. So sind die wichtigen Themen abgedeckt und jeder Teilnehmer kann sich besser darauf einstellen. Hier ist ein Beispiel eines Ablaufs:

  1. Wie war dein Wochenende? Hast du xy gesehen, gemacht und wie hat es dir gefallen?
  2. Was hast du vor? Was geht dir durch den Kopf?
  3. Welches ist im Moment deine wichtigste Aufgabe?
  4. Wie kann ich dir behilflich sein?
  5. Das hier habe ich für dich.

Selbstverständlich ist das nur eine Richtschnur. Mit der Zeit werden du und auch deine Mitarbeiter an Sicherheit gewinnen und ihr könnt das Gespräch freier führen – so lange der Zweck dieser Gespräche erfüllt wird.

Lass uns in die Fragen eintauchen, damit du siehst, was dahinter steht:


1. “Wie war dein Wochenende? Hast du xy gesehen, gemacht und wie hat es dir gefallen?”

Hier geht es ganz klar darum, einen Eingang ins Gespräch zu finden. Du zeigst Interesse und baust Vertrauen auf. Eine gute Vertrauensgrundlage ist absolut notwendig für echtes Engagement und Loyalität von Seiten deiner Mitarbeiter. Zahlst du auf das Vertrauenskonto ein – und ich meine das hier wirklich im übertragenen Sinn und nicht monetär – wirst du reich mit Zinsen belohnt.

Hier geht es um ein wenig Smalltalk. Nicht übertrieben lang oder übertrieben persönlich, sondern einfach um einen authentischen Einstieg in das Gespräch, in dem du echtes Interesse an deinem Gegenüber zeigst.

Klappt der Einstieg, wird auch der Rest des Gespräches gut verlaufen.


2. “Was hast du vor? Was geht dir durch den Kopf?”

Auch hier ist eine offene Frage ratsam, denn nun geht es darum, dem Mitarbeiter Gelegenheit zu geben, Fragen zu stellen oder Probleme anzusprechen.

3. “Welches ist im Moment deine wichtigste Aufgabe?”

An diesem Ort erkundigst du dich nach den Prioritäten deines Mitarbeiters. Hier erkennst du, ob er auf Kurs ist oder ob du allenfalls korrigierend einwirken musst.


4. “Wie kann ich dir behilflich sein?”

Wir haben am Anfang gesehen, dass das Einbinden und Halten der Mitarbeiter durch Beziehungsaufbau und Unterstützung den zweiten Teil der Hauptaufgaben als Führungskraft ausmachen. Mit dieser Frage bietest du Hand zur Erfüllung dieser Aufgabe.

Manchmal muss es der Chef sein, der Steine aus dem Weg räumt, weil er sich besser Gehör verschaffen kann und den größeren Einfluss hat. Manchmal geht es auch nur darum Unterstützung anzubieten und damit klar zu machen, dass beide, Chef und Mitarbeiter, am selben Strick ziehen und beide füreinander da sind. Dieses Angebot der Hilfestellung kann ein höheres Engagement auslösen und ist nicht zu unterschätzen. Hier geht es nicht um Gefühlsduselei und Schwächegeständnisse, sondern um echte Empathie und Teamgeist – beides übrigens Ausdruck von Stärke.

Die Frage nach Hilfestellung und Unterstützung durch dich als Führungskraft hat für dich selbst auch einen großen Vorteil: Denn du erfährst welche Abklärungen z.B. von deiner Seite noch nötig sind, damit dein Mitarbeiter mit seiner Arbeit fortfahren kann. So kannst du deine Woche besser planen.

Außerdem wissen deine Mitarbeiter, dass hier der Ort und Zeitpunkt ist, um dich um deine Mithilfe zu bitten. Mit der Zeit wirst du so an den restlichen Tagen viel seltener unterbrochen. Es gibt ja jetzt dieses Gefäß hier.


Diese vier Fragen, die ich hier vorgestellt habe, sollten den Großteil des 1:1-Meetings ausmachen, also ungefähr 15 bis 20 Minuten. Das ist die Zeit deines Mitarbeiters: Du hörst dir an, was er zu sagen hat, und nicht umgekehrt. Die letzten 5 bis 10 Minuten gehören dann dir:

5. “Das habe ich für dich.”

An dieser Stelle kannst du ein paar Informationen mitteilen oder z.B. positives, vielleicht auch korrigierendes Feedback geben. Eventuell möchtest du auch ein paar Punkte aus dem letzten 1:1-Meeting aufnehmen, weil da noch etwas offen ist, oder wie auch immer.

Dieser letzte Punkt rundet das Gespräch ab, so wie die Eingangsfrage das Gespräch eingeleitet hat.

Weitere mögliche Fragen

Diese Fragen von weiter oben sind nur eine Richtschnur. Mögliche andere Fragen wären z.B.:

  • “Kannst du mir ein Update von Projekt x geben?“
  • “Gibt es Blockaden oder Ärgernisse bei Projekt x?“
  • “Denkst du, du wirst rechtzeitig fertig?“
  • “Nachdem du dir die Neuigkeiten von letzter Woche durch den Kopf gehen lassen konntest, wie stehst du heute dazu?“

Es gibt auch ein Gesprächsmuster, das sich Start-Stop-Change-Übung nennt. Hier fragt man nach Dingen, die das Gegenüber beginnen oder ändern möchte oder die ein Hindernis sind. Du kannst dich auch nach diesem Schema richten und z.B. fragen:

  • “Was tun wir noch nicht, wo du denkst, dass wir damit beginnen sollten?”
  • “Welche Dinge stehen im Weg, so dass du nicht richtig produktiv sein kannst?”
  • “Wenn du ich wärst, was würdest du hier ändern?”
  • “Was hat richtig gut geklappt letzte Woche?”
  • “Was hätte besser klappen können letzte Woche?”
  • “Auf einer Skala von 1-10, wo stehst du im Moment? Was wäre nötig, damit du bei einer 10 landest?”

Einwände gegen den Jour fixe

Wenn du bis hier gelesen hast, dann bist du vom Jour fixe vermutlich überzeugt. Das gilt leider nicht automatisch für deine Mitarbeiter. Vermutlich darfst du da noch Überzeugungsarbeit leisten.

Auf Platz 1 der Einwände steht ganz klar:

“Bitte nicht noch mehr Meetings! Wir haben keine Zeit dafür.”

Stimmt das? Ist der Jour fixe nur noch ein weiteres Meeting, das unnötig Zeit frisst?

Hier ein ganz klares Nein. Denn ein Jour fixe spart unter dem Strich Zeit:

  • Er löst Probleme, solange sie noch klein sind, und macht so Korrekturen rechtzeitig möglich.
  • Er räumt in einem frühen Stadium Missverständnisse aus.
  • Er erhöht das Engagement der Mitarbeiter.
  • Der Mitarbeiter wird eingebunden und gehalten. Bedenke nur, wieviel Zeit der Prozess einer Neuanstellung und Einarbeitung fordert.

„Aber, das ist doch Mikromanagement!“

Auch hier: Nein.

1:1-Meetings schreiben nicht vor, wie man die Arbeit zu erledigen hat. Es ist deine Aufgabe als Führungskraft, die Übersicht zu behalten, darauf zu achten, dass alles auf Kurs ist, und Hand für Kommunikation zu bieten.

Das 1:1-Meeting ist das geeignete Tool hierfür. Hier geht es um das große Ganze, die Geschäftsvision, die Ziele, und nicht um die Kontrolle von Details.

Im Gegenteil: 1:1-Meetings fördern das Selbstmanagement des Mitarbeiters und du als Führungskraft bietest dabei deine Unterstützung an.

“Warum stellt mir mein Chef persönliche Fragen? Er ist mein Chef und soll nicht einen auf Kumpel machen.”

Natürlich braucht es bei den Fragen und dem Drumherum etwas Fingerspitzengefühl, aber schlussendlich geht es ja nicht darum, mit dem Mitarbeiter beste Freunde zu sein, sondern einfach darum, freundlich zu sein und Interesse zu zeigen.

Genau das tust du mit einer persönlichen Frage. Ist das Interesse authentisch und habt ihr ein gutes Verhältnis, wird das beim Mitarbeiter kaum falsch ankommen.

Verweigerungshaltung

Was tun, wenn dein Gegenüber bockt? Du stellst deine offenen Fragen und bietest Hand zum Gespräch, aber die Antworten fallen knapp aus und die ganze Körperhaltung deines Mitarbeiters zeigt Abwehr und Widerstand?

Das ist dann keine einfache Situation. Versuche, diese Haltung zuerst zu ignorieren. Vielleicht bessert sich die Lage ja nach einer Aufwärmphase. Es kann gut sein, dass sich der Mitarbeiter an diese Gespräche gewöhnt und immer mehr auftaut.

Du könntest auch versuchen, ihn etwas aus der Reserve zu locken, indem du z.B. sagst:
“Da du nichts zu erzählen hast, frage ich jetzt einfach mal, was du an meiner Stelle tun würdest.”

Es kann durchaus nützen, wenn er danach gefragt wird, wie er die Dinge sieht und was er anders machen würde, wäre er in deiner Position.

Hilft das immer noch nicht, dann erkläre ihm, dass das 1:1-Meeting ein hilfreiches Mittel ist, um das Team zu führen, und dass du darauf angewiesen sind. Mach klar, dass Kommunikation zum Job gehört und diese Tatsache nicht verhandelbar ist.

„Wir haben doch schon die wöchentliche Projektbesprechung…“

Hier kannst du gut kombinieren, da es sonst tatsächlich zu unnötigen Überschneidungen kommt. Mach einfach ein kurzes 1:1 mit Beziehungsaufbau und lass die Besprechung der Projekte folgen.

Nebenbei: Wenn du ein gutes Teamkollaborations-Tool wie z.B. Asana nutzt, nehmen klassische Projektbesprechungen deutlich ab oder werden sogar überflüssig.

„Wir haben doch schon den Daily Huddle…“

Der Daily Huddle und das 1:1-Meeting sind zwei Paar Stiefel und haben beide ihre Daseinsberechtigung.

  • Beim Daily Huddle steht das Team im Vordergrund und es geht um die Arbeit für den jeweiligen Tag.
  • Das 1:1-Meeting ist persönlicher und überblickender, weil es ja auch nicht täglich, sondern wöchentlich stattfindet.

Jetzt bist du an der Reihe. Bist du überzeugt von diesem Nummer-1-Tool für Führungskräfte?
Dann probiere es einfach mal aus. Starte einen Testballon und sieh es als Experiment an nach dem Motto:

“Nützt es nichts, schadet es nichts.”

Am besten informierst du transparent über deinen Plan, künftig 1:1-Meetings mit deinen Mitarbeitern zu führen. Schreib allen gleichzeitig eine Mail oder nutze eine Sitzung, in der alle anwesend sind.

Es könnte nämlich die Angst aufkommen, dass es sich hier um heimliche Bewerbungsgespräche für einen internen Job, um einen Eignungstest oder eine Evaluation handelt und vielleicht sogar das ganze Unternehmen umstrukturiert wird. Lass es nicht in der Gerüchteküche brodeln, sondern kommuniziere offen und ehrlich, worum es geht.

ÜBER IVAN BLATTER

Ivan Blatter
Ivan Blatter

Ich bin seit 2008 Zeitmanagement-Coach und führe meine Kunden zu mehr Selbstbestimmung und Freiheit in ihrem Business.

  • Ich helfe einerseits Solopreneuren, Selbstständigen und Unternehmern, ihr Zeit- und Selbstmanagement in den Griff zu bekommen, so dass sie mehr Freiraum haben.
  • Andererseits helfe ich meinen Kunden, über sich hinauszuwachsen, damit sie das erreichen, was sie wirklich wollen.

Mit meinem umfangreichen Blog, meinem erfolgreichen Podcast und meinem Buch "Arbeite klüger – nicht härter" habe ich schon tausenden Menschen weiterhelfen können.

Daneben helfe ich aber auch Menschen, die schnell und gezielt vorwärts kommen wollen, mit meinen Angeboten.

Immer getreu meinem Motto: Nutze deine Zeit, denn sie kommt nie wieder.