#115: Produktiv im Home-Office – ein Interview mit Claudia Kauscheder

Eine wichtige Frage in meinen Interviews ist immer: Wie bekommst du alles unter einen Hut?

Das gilt besonders für meinen heutigen Gast. Sie hat nämlich gleich drei Standbeine oder – in ihren Worten – eine Schere mit drei Klingen.

Was das ist, weshalb sie Selbstgespräche führt und natürlich um ganz viel Trello geht es im Gespräch mit meiner Kollegin Claudia Kauscheder.


Produktiv im Home-Office

Produktiv im Home-Office

In diesem Interview erzählt dir Claudia…

  • von ihrer Schere mit drei Klingen;
  • wie sie mit ihren Leistungsplateaus umgeht;
  • weshalb sie Selbstgespräche führt;
  • wie du mit den größten Stolpersteinen im Home-Office umgehen kannst;
  • wie sie Trello einsetzt;
  • weshalb sie im Speedreading-Kurs eine Exotin war;
  • und vieles mehr.

Die Links zur Folge:

Das Interview mit Claudia Kauscheder zum Nachlesen

Ivan Blatter: Hallo Claudia, schön, dass du dir Zeit für mich nimmst. Wie geht es dir?

Claudia Kauscheder: Hallo Ivan, vielen Dank für die Frage, und danke, dass du mich eingeladen hast. Geht gut, Sonne scheint und strahlt – da kann es nur gut gehen, danke.

Ivan: Sehr schön. Ich hoffe, das Wetter passt zu deinem Gemüt heute.

Claudia: Ja, durchaus.

Ivan: Sehr schön. Stell dich doch bitte zuerst selbst kurz vor.

Claudia: Mein Name ist Claudia Kauscheder, und ich lebe in der Nähe von Wien, circa dreißig Kilometer südlich. Ich bin knapp über 50, verheiratet, habe zwei Kinder, und eines von ihnen ist schon flügge. Und meine Passion ist eigentlich mein Arbeitsplatz, und das ist das Home-Office. Ich arbeite seit über 20 Jahren im Home-Office und habe diese Passion und Leidenschaft zu meinem Business gemacht. Und jetzt unterstütze ich andere dabei, sich gut zu organisieren, zu strukturieren, den Fokus zu halten und vor allem, sie im Home-Office zu motivieren. Und das eben in Form von Einzelberatungen und Online-Kursen.

Ivan: Sehr interessant. Wir werden auf das Thema „Home-Office“ später noch zu sprechen kommen. Du hast jetzt schon zwei deiner Standbeine angesprochen, aber ich weiß, du hast eigentlich drei Standbeine. Was ist das dritte, und vor allem die Frage, wie bekommst du all das unter einen Hut?

Claudia: Das dritte Standbein ist eine Teilzeitbeschäftigung, bin noch angestellt als Programmiererin, allerdings auch im Home-Office. Ich nur einmal in der Woche in Wien. Öfter würde das gar nicht gehen, dazu ist es zu weit weg. Und ja, wie kriege ich das unter einen Hut? Ich würde sagen, stell es dir vor wie eine Schere mit drei Klingen. Zuerst war natürlich die Familie, das erste Standbein, wie Du es nennst, sehr groß und die Selbständigkeit sehr klein. Die Anstellung war auch nur zehn Stunden in der Woche, die habe ich dann sukzessive erhöht. Dann sind die Kinder wieder größer geworden, und das hat auch wieder mehr Freiheit bedeutet. Und ich würde sagen, ich komme immer wieder so an ein Plateau, wo ich mir denke, dass nichts mehr geht. Und dann fange ich an zu streichen und manche Dinge einfach gar nicht zu machen oder nicht mehr zu machen. Im Delegieren bin ich leider noch nicht so ganz gut. Mein Traum wäre, einmal in der Woche eine Putzfrau zu haben, das habe ich für 2016 angepeilt. Das geht sich aber nur aus, indem ich schon sehr strikt plane und vor allem auch priorisiere. Das ist so, wenn ich an meine Grenzen stoße, was die Zeit anbelangt, dann werden Dinge rigoros gestrichen.

Ivan: Du machst immer wieder eine neue Lagebeurteilung und überlegst dir auch, was du weggeben oder komplett weglassen kannst?

Claudia: Ja.

Ivan: Du suchst auch immer wieder den Fokus neu, damit du dich nicht verzettelst?

Claudia: Ja, weglassen ist das eine, und das andere sind Arbeitsabläufe, die ich optimieren kann. Wenn das System so läuft und wenn es funktioniert, überlegt man sich vielleicht weniger, einen Arbeitsablauf zu ändern. Und wenn ich dann eben an dieses Plateau stoße, dann schaue ich genauer hin, was tue ich denn eigentlich so den ganzen Tag, und was könnte ich anders machen, damit es effizienter abläuft? Das heißt nicht unbedingt, dass es unter vermehrtem Druck oder gestresster ablaufen muss, aber eben effizienter. Ja, so könnte man es sagen. Und dann mache ich immer wieder eine Rückschau, wenn ich merke, „so, jetzt schleudert‘s mich“.

Ivan: Also finden eigentlich all deine drei Standbeine – ich bleibe bei diesem Wort – zu Hause statt.

Claudia: Ja.

Ivan: Das Familienleben sowieso, aber auch dein Job als Programmiererin und natürlich auch dein Business. Alles findet sozusagen im Home oder im Home-Office statt.

Claudia: Ja.

Ivan: Wie schaffst du es, dich auf die jeweilige Rolle zu fokussieren? Sagst du, „von 08:00 bis 10:00 Uhr bin ich Mama, und von 10:00 bis 12:00 Uhr bin ich Unternehmerin“ und so weiter und so fort? Oder ist das alles ein großes Kuddelmuddel?

Claudia: Phasenweise ist es ein Kuddelmuddel, ja. Ich merke aber, wie wichtig es ist, wirklich von einer Rolle in die andere zu schlüpfen. Es fällt mir nicht leicht, und es ist sicher schwieriger, als es von außen oft ausschaut und was ich zurückgemeldet bekomme, was meine Außenwirkung anbelangt. Aber es ist nicht immer so einfach, weil eben zwei der Standbeine eben am Computer stattfinden. Das heißt, das Selbständigkeit- und das Angestelltensein, das läuft eben über den Computer. Und da muss ich teilweise wirklich mit mir sprechen, Selbstgespräche laut führen und die Dinge abschließen. Das finde ich ganz wichtig. Wenn ich beispielsweise etwas nicht abgeschlossen habe, und sei es noch so eine kleine Kleinigkeit, dann wandern die Gedanken immer wieder zurück. Wenn ich mit dem Programmieren anfange und da gibt es irgendeine Schwierigkeit oder ich habe die Aufgabe nicht zu hundert Prozent geschafft und gehe dann zurück in die Selbstständigkeit, dann spukt mir das im Kopf herum. Und da ist, glaube ich, mein allerbestes Hilfsmittel, die Dinge wirklich abzuschließen. Und dann fällt es mir auch leichter, von einer Aufgabe zur anderen zu switchen.

Ivan: Und das mit den Selbstgesprächen, kannst du dazu noch etwas sagen?

Claudia: Oh, das ist mir fast peinlich (lacht)!

Ivan: (Lacht) Ich finde es spannend, denn auch ich spreche häufig mit mir selbst. Manchmal sogar laut, aber nicht immer. Dann fragt meine Frau, „was hast du gesagt?“, wenn sie auch gerade hier ist. Aber manchmal passiert das einfach nur im Kopf, dass ich mir die Dinge wirklich bewusst sage. Ich glaube, ich weiß, in welche Richtung es geht, aber ich möchte hören, ob ich damit richtigliege.

Claudia: In Richtung „laut“ geht es wirklich, wenn ich mich dabei erwische, gedanklich abzuschweifen, dass ich mir ganz einfach sage, „na, Claudia, jetzt daddelst du da herum, konzentriere dich mal darauf!“ Oder „Was ist denn jetzt los?“ Und dann switche ich oft zurück, weil mir vielleicht irgendetwas eingefallen ist, das dieses Problem löst. „Mach es fertig und dann ist alles ruhig“, und ich kann wieder zurück.

Ivan: Ja genau.

Claudia: Es ist wirklich so, als würde jemand neben mir sitzen, und ich würde ihn beobachten und sehen, dass er Quatsch macht. So spreche ich dann auch mit mir selbst.

Ivan: Das ist ein beliebtes Mittel. Wenn wir dieses Gespräch hier aufnehmen, ist gerade Montag, ein Tag nach dem Tennis-Finale in London – Djokovic gegen Federer. Als Schweizer darf ich…

Claudia: Aha, ihr habt gewonnen!

Ivan: Ja, aber eben der Falsche (lacht), der Andere, leider!

Claudia: Das ist jetzt nicht wahr (lacht)!

Ivan: Ich glaube, es ist klar, für wen mein Herz schlägt. Auf alle Fälle, mein Schweizer Kollege, eben der Roger Federer, der peitscht sich ja auch häufig in den Matches auf und spricht mit sich selbst und sagt, „come on“, manchmal auch auf Schweizerdeutsch, das ist dann immer besonders lustig. Meistens spricht er auf Englisch mit sich – also, wenn man es überhaupt versteht, aber manchmal eben auch auf Schweizerdeutsch. Ähnlich, wie du das hier auch beschreibst. Ich glaube, diese Selbstgespräche, die haben so einen negativen Klang. Man denkt dann immer, jemand ist verrückt, wenn er mit sich selbst spricht. Aber ich glaube, das ist auch ein gutes Mittel, um sich wieder zurückzubringen, um sich neu zu motivieren oder neu zu sammeln. Es ist ein Mittel, was auch durchaus bewusst eingesetzt werden kann, das finde ich großartig.

Claudia: Ja, „sammeln“ ist ein guter Ausdruck, der gefällt mir gut. Ich glaube auch, dass das wesentlich kräftiger ist, als sich nur zu denken, „also jetzt komm, jetzt reiß dich mal zusammen, mach das endlich fertig“. Wenn ich das lediglich denke, dann fehlen mir zwei Kanäle, nämlich das Aussprechen, was immer etwas ganz Anderes ist als das Denken, und auch das Hören. Damit wird es, zumindest für mich persönlich, kraftvoller.

Ivan: Ich glaube, das ist so, ja. Das sehe ich auch, wenn du eine Idee einfach so im Kopf hast, dann mag das gut und recht sein, vielleicht denkst du, es sei ganz klar oder du hast sogar ein Durcheinander im Kopf, aber wenn du es auf Papier bringst oder es jemandem erklären musst, dann wird es plötzlich klar. Und bei den Selbstgesprächen kann das eine ähnliche Wirkung entfalten. Es beansprucht auch mehr Sinne und ist eben mehr, als einfach nur im Kopf darüber nachzudenken.

Claudia: Ich bin froh zu hören, dass du das auch machst.

Ivan: Ja genau (lacht), ja eben! Wir sind im „Home-Office“ sitzen- oder stehen geblieben. Du hast als bestes Hilfsmittel erwähnt, Dinge abzuschließen, weil die Übergänge sehr, sehr wichtig sind. Welche sind denn aus deiner Sicht die größten Stolpersteine im Home-Office, und was kann man dagegen tun?

Claudia: Ich glaube, es gibt zwei davon. Das eine sind die Ablenkungen, wobei ich in meinem Büro natürlich auch Ablenkungen habe. Aber im Home-Office bist du unbeobachtet, wenn du diesen Ablenkungen nachgehst, sage ich mal, das ist das eine. Und ja das zweite ist, kein Ende zu finden. Ich glaube, das kennt auch jeder Selbstständige, der im Home-Office arbeitet. Die sind nie fertig. Ich kenne niemanden, der sagen kann, „ich habe nichts mehr zu tun“. Uns fällt, glaube ich, immer etwas ein. Und da sind wir auch wieder beim Abschließen, wie ich vorhin gesagt habe. Wenn etwas nicht abgeschlossen ist, dann ist der Übergang schwierig. Und genauso ist es mit Business zu Familie und vom Business zur Freizeit, die Dinge abzuschließen. Ich gehe da sogar so weit, dass wenn To do‘s übrig geblieben sind auf meiner Trello-Liste, die ich eigentlich noch heute machen wollte und dann darauf komme, nein, es geht einfach nicht mehr, dass ich die aus dieser Liste entferne. Einfach um die leere Liste zu sehen und zu sagen, „okay jetzt ist es gut, jetzt ist Schluss, jetzt bin ich fertig“.

Ivan: So als Zeichen für dich selbst?

Claudia: Ja.

Ivan: Jetzt ist auch Feierabend!

Claudia: Genau, als Symbolik sozusagen, genau.

Ivan: Ja.

Claudia: Und es gibt im Home-Office auch diese Ablenkungen, ich weiß nicht, ob es Männern auch so geht, ich fürchte nicht, aber bei mir als Frau ist das so: Du kannst ja mal schnell die Waschmaschine einschalten und dies und jenes tun. Und ich sage meinen Kundinnen immer, dass sie das nicht machen sollen, zwischendurch mal schnell dies und jenes erledigen, sondern sie sollen sich eine Stunde pro Tag Zeit für den Haushalt nehmen. Das ist wesentlich effizienter, als ununterbrochen zu switchen, denn sonst muss man sich jedes Mal neu motivieren, entweder etwas für den Haushalt oder für das Business zu machen. Das ist einfach verschwendete Energie.

Ivan: Das sehe ich auch so, häufig schiebt man dann auch etwas auf. Ich will diese Aufgabe, die mir vielleicht sogar Spaß macht, das ist ja nicht mal unbedingt der Punkt, aber ich schiebe diese Aufgabe auf und schmeiße stattdessen eben mal schnell die Waschmaschine an oder mache sonst irgendwas. Ich weiß noch, während meines Studiums habe ich versucht, zu Hause zu lernen und zu arbeiten, das ging gar nicht. Aber dafür war meine Wohnung blitzblank wie nie mehr im ganzen Leben bis jetzt (lacht).

Claudia: Das hört man oft von Studenten.

Ivan: Ja, das war bei mir definitiv so. Man kann allerdings diese Haushaltsarbeiten eben auch in einer bewussten Pause machen. Du sagst, du nimmst dir eine Stunde Zeit, es kann aber auch weniger sein. Wenn ich mir eine halbstündige Pause nehme, dann mache ich ja bewusst etwas Anderes, dann gehe ich nicht E-Mails lesen oder springe auf Facebook, das wäre keine Pause, sondern ich mache bewusst etwas Anderes. Und das kann durchaus auch sein, dass ich mal schnell in den Keller gehe, um Wäsche in die Maschine zu legen. Dann habe ich übrigens auch eine gute Bewegung, denn wir wohnen im vierten Stock ohne Lift, und die Waschmaschine ist im Keller, das macht also Spaß, besonders, wenn man dann die nasse Wäsche in die Wohnung hochtragen darf, das ist dann auch sehr interessant. Aber das ist dann bewusst gewählt, „jetzt habe ich eine halbe Stunde Pause, ich will mich bewegen, also gehe ich schnell in den Keller“, zum Beispiel. Ich glaube, dann funktioniert es.

Claudia: Ich glaube, da wird die Pause auch oft missverstanden, denn viele denken, dass „Pause“ heißt, dass man nichts tut. Ich habe unlängst erst eine Diskussion mit jemanden gehabt, weil ich gesagt habe, wenn ich Pause habe, dann mache ich halt mal die Küche oder räume die Wäsche runter oder so was. Das ist aber keine Pause. Oder es ist ja eine Pause insofern, als dass ich etwas völlig Anderes mache als ich es vorher gemacht habe. Und es gibt mir noch die Befriedigung, dass es sauberer ausschaut.

Ivan: Ganz genau.

Claudia: Insofern ist es für mich genauso eine Pause.

Ivan: Ich glaube, dass es wie beim Urlaub ist. Ein guter, erholsamer Urlaub bedeutet nicht, dass man zwei Wochen herumliegt und nichts tut.

Claudia: Genau.

Ivan: Sondern es ist Erholung, Urlaub heißt, etwas Anderes zu tun. Und das kann dann durchaus sein, dass man eben wandert oder fotografiert oder eine Stadt anschaut oder weiß der Geier was, einfach etwas Anderes.

Claudia: Aber es darf durchaus auch anstrengend sein, anders anstrengend.

Ivan: Ganz genau.

Claudia: Ich glaube, da sind wir uns einig.

Ivan: Ganz genau (lacht), ich habe bis jetzt noch wenige Differenzen gefunden. Vielleicht kommt das noch, aber ist auch nicht unbedingt mein Ziel dieses Gespräches.

Claudia: Probieren wir es mal (Gelächter).

Ivan: Manchmal sind die Dinge einfach klar, und wenn man darüber nachdenkt, sind sie eindeutig. Das heißt aber noch lange nicht, dass man sie befolgt. Aber wenn wir uns hier schon zu zweit einig sind, dann können wir vielleicht auch den einen oder anderen davon überzeugen, dass da etwas dran sein muss. Als es vorhin darum ging, ein Ende zu finden, hast du bereits das Tool deiner Wahl erwähnt, nämlich „Trello“.

Claudia: Jawohl.

Ivan: Trello ist ja sehr bekannt und inzwischen auch recht verbreitet. Kannst du trotzdem mal kurz beschreiben, was Trello ist und weshalb du so begeistert von diesem Ding bist?

Claudia: Wenn man es jemandem erklärt, der es noch nie gesehen hat, dann ist es das Einfachste, es mit einer Pinnwand oder Whiteboard zu vergleichen. Auf dieser Pinnwand kannst du verschiedene Zettelchen anbringen, die kannst Du in Listen sortieren, und kannst sie auch per Drag & Drop, also mit der Maus oder am iPad mit dem Finger zum Beispiel, von einer Liste in die andere befördern. Das Ganze ist sehr spielerisch aufgebaut. Der innere Spieltrieb wird so auch gleich ein bisschen befriedigt. Und es ist intuitiv zu bedienen, wie ich finde, wobei ich auch schon mit Menschen gesprochen habe, die es nicht so intuitiv gefunden haben. Aber das hat vielleicht mit meiner Techniklastigkeit zu tun. Du kannst, wenn du möchtest, wenn du der Typ dazu bist, es auch sehr bunt machen und mit Stickern und Labels versehen und es dadurch optisch ansprechend aufbereiten. Das ist, was mir an anderen To-do-Listensystemen bisher gefehlt hatte, dass es doch irgendwie knochentrocken war. Und ich bin halt so ein bisschen der optische Typ, und deswegen hat mich Trello angezogen. Das war der erste Punkt. Und nachdem ich jetzt schon seit einiger Zeit damit arbeite, ist der nächste Punkt, der mich daran fasziniert, dass es so flexibel ist. Ich hatte ganz viele meiner Systeme in anderen Tools, und die konnte ich dorthin übertragen. Das heißt, Trello ist wirklich inzwischen zu meiner Schaltzentrale geworden.

Ivan: Okay hast du ein Beispiel, was du übertragen konntest?

Claudia: Das sind Dinge wie zum Beispiel mein Projektmanagement oder auch das Produktionsmanagement. Du weißt ja, dass ich auch Online-Kurse produziere. Um da den Überblick zu behalten, benutzt ich Trello. In welchem Kapitel kommt eigentlich jetzt was unter, und wird das in Audio oder Video oder Text verarbeitet? Und wo bin ich denn jetzt eigentlich schon fertig, was ist schon online, was muss ich noch produzieren, was muss ich noch hochladen? All diese Sachen kann ich auf Trello ablegen und habe alles im Überblick. Das ist auch eine große Stärke. Und wenn ich Details brauche, finde ich die eben innerhalb dieser Pickzettel beziehungsweise dieser Kärtchen, weil ich dort alles Mögliche reinpacken kann, bis hin zu Bildern, PDFs, Worddateien und Verbindungen zu anderen Tools. Ich habe einerseits den Überblick, ich sehe auf einen Blick, was zu tun ist und was bereits erledigt ist und was sich wo in welchem Stadium befindet. Und ich komme auch über ein und dasselbe Tool zu den Details. Das ist, was mich, glaube ich, fasziniert, dass man eben sehr viele Dinge damit tun kann. Ich habe sogar mein Kochbuch dorthin verlegt.

Ivan: Echt, ja?

Claudia: Ja mit Bildern und Rezepten, und darauf kann meine Tochter zugreifen. Sie ist vor einem Jahr ausgezogen und sagt immer, „Mama, ich brauche ein Rezept von xy…“ Dann haben wir E-Mails hin- und hergeschickt, und dann kam wieder, „Mama, ich finde es nicht mehr“. Dann habe ich es ihr noch einmal geschickt, und mit Trello ist es jetzt wesentlich einfacher. Es ist sehr vielfältig und vielseitig verwendbar.

Ivan: Ich glaube, das ist ja auch noch eine wesentliche Funktion, die vielleicht jetzt nicht so herausgestochen ist: die Teamfähigkeit.

Claudia: Teamfähigkeit, genau.

Ivan: Genau wie im Beispiel mit deiner Tochter kannst du auch deine Boards teilen – bestimmte Boards, natürlich nicht alle. Deine Kunden haben wahrscheinlich keinen Zugriff auf deine Produkte?

Claudia: Nein, die bekommen auch nicht mein Kochbuch.

Ivan: Das wäre vielleicht noch ein Bonus.

Claudia: Das ist eine Idee, ja.

Ivan: Man kann eigentlich sagen, dass es wie ein Post-it ist, das du an dein Whiteboard klebst. Du kannst das Post-it umdrehen, und dann hast du noch die ganzen Details, die du brauchst. Gut, an ein Post-it kannst du kein Video und keine Dateien anhängen.

Claudia: Ja siehst du, das ist es schon.

Ivan: Ganz genau, ja. Und wenn du viele Post-its hast, dann kannst du sie nicht einfach so durchsuchen. Bei Trello hingegen kannst du ein Stichwort eingeben, und dann findest du es.

Claudia: Du kannst es zum Beispiel auch filtern. Ich bin erst viel später darauf gekommen, wie cool das ist, dass ich mir zum Beispiel nur bestimmte Kärtchen anzeigen lassen kann. Und damit habe ich eben wieder den Fokus.

Ivan: Ich glaube, bei Trello gilt wie bei jedem Tool: Es muss einem gefallen.

Claudia: Ja.

Ivan: Du hast erwähnt, dass du von anderen Menschen bereits eine Rückmeldung bekommen hast, dass sie damit nicht so gut zurechtkommen.

Claudia: Ja.

Ivan: Und das ist gut und richtig so. Man muss das Tool finden, das zu einem passt. Für dich ist das Trello, und es spricht überhaupt nichts dagegen. Vor allem ist Trello in der Grundfunktion auch kostenlos. Es gibt eine Businessversion, wenn ich es recht im Kopf habe, aber die Grundversion ist völlig kostenlos. Man kann damit gut experimentieren und schauen, ob es für einen passt oder nicht, und sich dann immer noch dafür oder dagegen entscheiden.

Claudia: Es gibt sogar noch eine dritte Version, die liegt in der Mitte: die Goldversion. Damit kannst du Hintergrundbilder von anderen hochladen und Fotos und weitere Sticker verwenden. Das wäre für mich allerdings kein Grund gewesen, mehr zu bezahlen. Aber die Businessversion, die ist schon wieder interessant.

Ivan: Ja, ich fand das übrigens auch immer ganz interessant, ich habe den Sinn dieser Goldversion nie richtig verstanden. Ich glaube, es geht auch ein bisschen darum, dass es Menschen gibt die sagen, „Trello ist so toll, wir wollen das Team unterstützen“, und für die gab es eigentlich die Goldversion. In der Regel gibt es jedoch in der Bezahlversion viel mehr Features, die auch etwas bringen. Das war bei Trello eigentlich ganz lange überhaupt nicht so – erst jetzt mit der Businessversion, gibt es tatsächlich Gründe, es upzudaten.

Claudia: Ich bin in dem Moment auf die Businessversion angesprungen, als es hieß, dass sie mit Evernote zusammenarbeiten. Was ich bei Trello bisher vermisst hatte, das war eben die Verbindung zu Evernote, weil ich dort bei Evernote alles drin hatte, was textlastig ist. Ich bin nicht so ein Dropbox-Fan und Google Drive-Fan, das muss ich nicht unbedingt haben, aber ich arbeite eben mit Evernote, und da gibt es jetzt eine direkte Verbindung. Und das war es mir wert, umzusteigen.

Ivan: Das heißt, du kannst mit einem Klick direkt die entsprechenden Notizen aufrufen?

Claudia: Ja, du kannst sogar eine Notiz anlegen, von Trello aus. Aber mir ging es hauptsächlich eben um diese Verknüpfungen im Redaktionsplan zum Beispiel, dass ich da die Entwürfe und die Texte gleich zur Hand habe.

Ivan: Ja, sehr schön.

Claudia: Wir sind abgeschweift, Ivan!

Ivan: Nein, eigentlich nicht, ich bin immer noch bei meinen Fragen rund um Trello, ich bin immer noch bei den Vorteilen von Trello. Also ihr seht, Trello ist ein tolles Tool, das unglaublich viel kann. Und Claudia schreibt auch sehr viel über Trello. Sie hat kostenlose Goodies und Dinge auf ihrer Webseite, die ich euch wirklich sehr empfehlen kann. Und wenn du tiefer in das Tool einsteigen willst, hat Claudia auch einen entsprechenden Kurs anzubieten. Bei Claudia bist du also, wenn du dich für Trello interessierst, in jedem Fall gut aufgehoben.

Claudia: Und wenn es Fragen gibt, könnt ihr mir einfach eine E-Mail schreiben.

Ivan: Sehr schön. Lass uns jetzt einen Schritt weitergehen. Ich weiß, dass du im Moment Weiterbildungswochen hast. Wenn man mit dir auf Facebook befreundet ist, dann sieht man, was du alles Spannendes tust und machst und liest und besuchst und so weiter und sofort – neben deinen normalen drei Standbeinen. Weshalb ist dir diese Weiterbildung so enorm wichtig, und wie hältst du dich generell auf dem Laufenden in deinem Gebiet und in deinem Business generell?

Claudia: Ich muss ehrlich gestehen, mein Lernwille und meine Lernlust sind erst nach der Schule entstanden, wie es wahrscheinlich oft so ist, sage ich jetzt mal. Mit der Weiterbildung habe ich erst so richtig angefangen, indem ich in Richtung Programmieren gegangen bin. Das war der erste Schritt, durch den ich gewusst habe, okay, meinen Führungsjob mit 30 Angestellten, 30 Mitarbeitern, den kann ich in der Karenz und in Teilzeit nicht machen. Dann war die Frage, was könnte ich sonst machen? Damals kamen gerade das Internet und die E-Mail auf. Und um dort auf dem Laufenden zu bleiben, habe ich meine ersten Online-Fortbildungen gemacht. Und warum ist mir das jetzt so wichtig? Ich glaube, die Entwicklung ist dermaßen rasant, und stehenzubleiben, das wäre gar nichts für mich, so könnte man es unterm Strich sagen. Das ist auch ein Motto von mir, und das findest du unter jedem Blogbeitrag, dieses „bleib neugierig!“ Ich bin unendlich neugierig, und ich würde am liebsten den ganzen Tag irgendwelche Fortbildungen besuchen und Online-Kurse machen. Früher war das irrsinnig aufwändig, man musste irgendwohin fahren, Seminare und Hotels zahlen, und heute kommt das alles ins Haus, mit direktem Zugang zu den Trainern. Dadurch sind schon ganz, ganz tolle Kontakte entstanden. Und ja, so halte ich mich einfach auf dem Laufenden. Beziehungsweise, ich will gar nicht sagen, dass ich mich auf dem Laufenden halte, sondern ich entdecke immer wieder Neues. Und das macht Freude, das macht Spaß, das macht es spannend, und deswegen mache ich es.

Ivan: Immer wieder Neues zu entdecken, das ist sehr schön.

Claudia: Zum Beispiel in dem Speedreading-Seminar, da war ich ein ziemlicher Exot. Da waren hauptsächlich Leute, die wissenschaftliche Arbeiten oder Masterarbeiten abgeben müssen, die viel Fachliteratur und richtig dicke Bücher zu lesen haben. Da war ich mit dem Online-Lesen relativ alleine oder ganz alleine. Und trotzdem sind die Systematiken, die da hinter stehen, total spannend, nämlich nicht nur, schneller zu lesen, schneller einen Sinn zu erfassen, sondern zu lernen, wie nähere ich mich einem neuen Thema, wie nähere ich mich einem Buch, einem Fachbuch? Das kann ich jetzt ganz sicher auch umsetzen, ohne dass ich ein fotographisches Gedächtnis entwickeln muss. In diesen Fortbildungen gibt es immer Teilbereiche, die später interessant sein könnten. Es gibt aber auch Bereiche, die sofort in die Umsetzung gehen können, und das macht dann einfach Spaß.

Ivan: Die Kollegen kamen mit ihren dicken Wälzern und du warst dann mit deinem iPad dort?

Claudia: Richtig, genau. Der Trainer war etwas irritiert, denn er hatte Bücher mitgebracht, mit denen wir üben sollten. Und ich habe das iPad ausgepackt, habe einfach das nächste E-Book und einen Stift genommen und im E-Book gelesen. Das geht genauso gut, und das war ihm zuerst nicht ganz geheuer.

Ivan: Auch ich habe früher bereits Speedreading-Techniken gelernt, und die wende ich auch immer noch an. Und ich finde das Speedreading am Computer oder am Tablet viel bequemer, denn da kann ich effektiv eine Seite blitzschnell umblättern. Wenn ich ein Buch habe, dann nehme ich mal zwei Seiten mit oder so, und das ist immer ein bisschen blöd.

Claudia: Da ist dann kein Fluss, nicht wahr? Du sollst beim Speedreading in einen Fluss kommen, und den finde ich jetzt durchs Umblättern am iPad zum Beispiel wesentlich besser, da bin ich wesentlich schneller drin als bei einem Buch.

Ivan: Du kannst dir auch die Schrift entsprechend verkleinern, denn es geht häufig auch darum, dass du mehr auf einmal siehst. Das geht auf einem Tablet natürlich viel bequemer.

Claudia: Wobei, da habe ich meine Grenzen, ich stelle mir die Schrift eher größer als kleiner ein.

Ivan: Ja das stimmt, aber wenn ich schnell lesen will, dann stelle ich mir die Schrift schon noch ein wenig kleiner als sonst, als wenn ich einfach so einen Roman, eine Belletristik lese, wo ich dann wirklich Wort für Wort lesen und in das Buch, in die Geschichte eintauchen will. Da ist die Schrift bei mir auch ein wenig größer.

Claudia: Ah ja.

Ivan: Das gibt mir eine wunderbare Überleitung, nämlich, wie erholst du dich denn? Mit Lesen?

Claudia: Ja, also meine Erholung hat auch schon, nicht immer, aber oft auch irgendetwas mit Weiterbildung oder mit meinem Business zu tun, weil es mir einfach so einen Spaß macht. Dann lasse ich mich treiben und surfe so richtig. Ich lese und verfolge wahnsinnig viele Blogs. Das ist ein wirklicher Genuss für mich, am Samstag oder Sonntag mein iPad zu nehmen und durch die Blogs zu surfen und mir die RSS-Feeds anzuschauen. Ich schaue dann relativ oft Videos an, für die ich sonst unter der Woche keine Zeit habe, wenn ich eben strikt versuche, meine Dinge zu erledigen. Ich bin leider nicht sehr sportlich, das würde mir wahrscheinlich guttun, sage ich mal. Ja und sonst das Übliche, wie gesagt, ich lese viel, Sport ist sehr wenig, und die Familie ist natürlich auch immer da, das ist ganz klar. Das sind so die Erholungspausen, wobei es auch durchaus andere Zeiten gibt. Das vergangene Wochenende war zum Beispiel so eines, da wollte ich weder lesen noch auf Facebook schauen, noch irgendwas schreiben, da habe ich mich einfach ausgeklinkt. Ich war zwei Tage nicht online, weil eben die Woche mit zwei Seminaren sehr intensiv war. Ich habe einfach keine Lust gehabt, in etwas Neues einzutauchen, weil der Kopf noch so voll war von dem, was ich in der vorherigen Woche erlebt hatte. Das ist für mich auch Erholung: Ich hänge oft wirklich nur herum und gehe meinen Gedanken nach.

Ivan: Sehr schön. Du hast gesagt, unter deinen Blogartikeln steht immer das Motto „bleib neugierig!“ Ist das auch eine Art Lebensmotto von dir, und falls nicht, hast du überhaupt ein Lebensmotto?

Claudia: Also so bewusst, dass ich es mir eines Tages ausgesucht hätte, nicht. Aber ja, es zieht sich eben wie so ein roter Faden durch, nicht nur jetzt durch meine Selbstständigkeit, sondern durch meinen ganzen Werdegang. Da kann ich bereits in der Schulzeit anfangen. Dass Neues für mich immer spannend war, das hat nicht unbedingt geheißen, dass ich Dinge nicht abschließe oder von Blümchen zu Blümchen hüpfe, sozusagen. Aber etwas dazuzulernen und es neugierig zu betrachten, ohne vorher schon eine fixe Meinung zu haben, dass zieht sich bei mir so durch. Und irgendwann einmal, ich weiß gar nicht mehr, wodurch das gekommen ist, ist das eben zu meinem Motto im Blog geworden, und es stimmt sicher mit meinem gesamten Lebensmotto überein. Wenn ich also ein Lebensmotto haben sollte, dann ist es sicher das, neugierig zu sein.

Ivan: Sehr schön. Liebe Claudia, vielen Dank für diese spannenden Einblicke in dein Leben, in dein Business und in deine Tools. Und ganz herzlichen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast für dieses Interview.

Claudia: Sehr gerne, Ivan. Vielen Dank für die Einladung, und ich freue mich schon drauf, wenn wir uns wieder persönlich treffen.

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ÜBER IVAN BLATTER

Ivan Blatter
Ivan Blatter

Ich bin seit 2008 Produktivitätscoach und führe meine Kunden zu mehr Selbstbestimmung und Freiheit in ihrem Business.

  • Ich helfe einerseits Solopreneuren, Selbstständigen und Unternehmern, ihr Zeit- und Selbstmanagement in den Griff zu bekommen, so dass sie mehr Freiraum haben.
  • Andererseits helfe ich meinen Kunden, über sich hinauszuwachsen, damit sie das erreichen, was sie wirklich wollen.

Mit meinem umfangreichen Blog, meinem erfolgreichen Podcast und meinem Buch "Arbeite klüger – nicht härter" habe ich schon tausenden Menschen weiterhelfen können.

Daneben helfe ich aber auch Menschen, die schnell und gezielt vorwärts kommen wollen, mit meinen Angeboten.

Immer getreu meinem Motto: Nutze deine Zeit, denn sie kommt nie wieder.