Willst du produktiver arbeiten? Dann achte auf deine Ernährung – Interview mit Julia Gruber

Wie heißt es so schön: Du bist, was du isst.

Ich denke, es liegt auf der Hand, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Input und Output.

Nur wenn du deinen Körper gut ernährst, ihn mit wertvollen Mineralstoffen und Vitaminen versorgst, ihn pflegst, kann er zu seiner Höchstform auflaufen und das leisten, was du von ihm erwartest.

Eine gute Ernährung kann deiner Produktivität und – viel wichtiger – deinem Wohlbefinden einen riesigen Schub geben. Zeitmanagement ist nämlich mehr als nur To-do-Listen und Co., sondern es geht auch darum, dich so aufzustellen, dass du dein Potential umsetzen kannst. Da spielt die Ernährung eine große Rolle!

Deshalb habe ich heute Julia Gruber zu Gast. Julia ist Ernährungscoach und betreibt zusammen mit ihrem Mann Roman seit über zehn Jahren eine Praxis. Seit einiger Zeit übrigens nicht mehr klassisch mit einer physischen Praxis, sondern online.

In dem Gespräch wird Julia einige Themen ansprechen und Zusammenhänge herstellen, die dir bislang vielleicht gar noch nicht so bewusst waren.

Willst du produktiver arbeiten? Dann achte auf deine Ernährung
© Ivan Blatter

Willst du produktiver arbeiten? Dann achte auf deine Ernährung

In dem Gespräch erfährst du…

  • …wie deine Ernährung und deine Kreativität zusammenspielen können;
  • …wie eine “artgerechte” Ernährung für uns Menschen aussieht;
  • …weshalb du nur 3 Mahlzeiten pro Tag brauchst und auf Snacks verzichten solltest;
  • …welche entscheidende Rolle dein Darm einnimmt;
  • …und vieles mehr.

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Das Gespräch zum Nachlesen

Julia Gruber
Julia Gruber

Ivan Blatter: Willkommen bei „Einfach produktiv“, ich freue mich, dass du da bist. Mindestens genauso freue ich mich, dass Julia Gruber heute bei mir ist und ich ihr ein paar Fragen stellen darf. Julia Gruber ist Ernährungscoach und betreibt zusammen mit ihrem Mann Roman seit über zehn Jahren eine Praxis. Seit einiger Zeit übrigens nicht mehr klassisch mit einer physischen Praxis, sondern online. Vielleicht fragst du dich jetzt, ob der Blatter abnehmen will oder weshalb er sich einen Ernährungscoach in den Podcast holt. Nun, dafür gibt es viele gute Gründe, denn eine gute Ernährung kann deiner Produktivität, und, viel wichtiger, deinem Wohlbefinden einen riesigen Schub geben. Zeitmanagement ist eben mehr als nur To-do-Listen und Co., sondern es geht auch darum, dich so aufzustellen, dass du dein Potenzial umsetzen kannst. Und da spielt die Ernährung eine große Rolle. #00:01:20-1#

Übrigens: Ich war Kunde bei Julia. Sie und ihr Mann hatten lange Zeit ihre Praxis hier in Basel. Sie hat mir vor vielen Jahren geholfen, meinen Heuschnupfen alleine über die Ernährung loszuwerden. Seither kann ich im Frühling endlich auch beschwerdefrei und dadurch viel produktiver arbeiten. Das nur als kleines Beispiel, das zeigt, wie wichtig die Ernährung auch für die Produktivität ist. In unserem Gespräch wird Julia einige Themen ansprechen und Zusammenhänge herstellen, die dir vielleicht bislang noch gar nicht bewusst waren. Ernährung kann also ein super spannendes Thema sein. Freu dich deshalb jetzt auf Julia Gruber und mein Gespräch mit ihr. #00:02:00-1#

Hallo und herzlich willkommen, liebe Julia. #00:02:02-3#

Julia: Hallo Ivan, danke, dass ich hier sein darf. #00:02:06-0#

Ivan: Ich freue mich sehr auf unser Gespräch. Lass uns direkt einsteigen ohne großes Rundherum, nämlich mit der ersten Frage. Was hat produktives Arbeiten überhaupt mit Ernährung zu tun? #00:02:16-4#

Julia: Eigentlich ganz viel. Wir beziehen unsere Energie aus der Ernährung, und wenn ich ständig müde oder oft krank bin oder mir vielleicht keine guten Dinge einfallen und ich nicht kreativ bin, dann hat das eben sehr wohl etwas mit der Ernährung zu tun. Um es positiv zu formulieren, wenn ich mich „richtig“ ernähre, dann bin ich energiegeladen, und dann bin ich gut drauf, dann bin ich kreativ und schnell im Denken und so weiter. #00:02:49-6#

Ivan: Das ist spannend. Den Link von der Ernährung zur Kreativität, den habe ich so noch nie gemacht. Energie haben, weniger müde sein, das ist eigentlich klar, aber was hat die Ernährung mit der Kreativität zu tun? #00:03:01-1#

Julia: Wenn du dir vorstellst, dass du besser drauf bist, denke ich schon, dass du dann einfach andere Ideen hast, dass dein Körper nicht die ganze Zeit mit anderen Dingen beschäftigt ist. Dann ist dein Geist offener. Das ist einer der Gründe. Ich habe das mit einem meiner Kunden sehr eindrucksvoll erlebt, das war jemand, der in einem großen internationalen Unternehmen arbeitet und dort eine Chefposition innehat. Kurz nach der Ernährungsumstellung, bereits nach etwas vierzehn Tagen haben ihn seine Mitarbeiter gefragt, woher denn plötzlich seine guten Ideen kommen würden. Er war ziemlich beeindruckt, als er den direkten Zusammenhang gesehen hat. Wie man es genau erklären würde, das spielt gar nicht so eine große Rolle, finde ich, sondern wichtig ist, dass du einfach offener und empfänglicher bist, wenn du gut drauf bist und nicht ständig abgelenkt wirst, weil du dich nicht konzentrieren kannst. #00:04:03-9#

Ivan: Gibt es bestimmte Lebensmittel, die einen solchen Energieboost bewirken können? #00:04:09-1#

Julia: Ja und nein. Ich glaube nicht daran, dass du einmal etwas essen kannst, und dann funktioniert es, sondern gesunde Ernährung ist natürlich ein Stückweit auch eine Gewohnheit. Du drückst nicht auf einen Knopf, und dann ist es eingeschaltet. Ich glaube nicht an diese Wundermittel, aber es ist natürlich schon so, dass es Dinge gibt, die einen Turbo senden können. Man darf einfach nicht in die Fehlannahme fallen, dass man zu Cola greift oder zu anderen Dinge, die viel Zucker oder Koffein haben, dieser Versuch geht meist schief, denn je schneller die Energie hochschießt, desto schneller sinkt sie später auch wieder. Ich vergleiche das immer gerne mit einem Feuer, in das du Stroh hineinwirfst. Das gibt eine Riesenflamme, aber diese Flamme hält nur ganz kurz an. Dann nützt es dir auch nichts, dass du ein riesiges Feuer hattest. Und als Energieboost eignet sich Fett ganz gut. Das hört sich vielleicht ein bisschen komisch an, aber da gibt es einen Trick. Man isst einfach einen Löffel Kokosöl, wenn man Bedarf nach Energie hat. Und das funktioniert ziemlich gut. #00:05:32-4#

Ivan: Einfach nur Kokosöl? Es gibt ja auch den „Bulletproof Coffee“, der auch Kokosöl enthält, zusammen mit Butter und Kaffee. Du sagt, dass das Kokosöl an sich eigentlich genügt, um einen solchen Boost zu erhaltenn? #00:05:43-0#

Julia: Ja. Das kann man einfach ausprobieren, damit kann man nicht viel falsch machen. Das Einzige, was man tatsächlich falsch machen kann, das ist, dass man das falsche Kokosöl aussucht. Es muss ein natives, kaltgepresstes Kokosöl sein und kein gehärtetes. Das Öl enthält kurzkettige Fettsäuren, das heißt, dass sie dem Körper schnell zur Verfügung gestellt werden. Das ist eine Sache, die man einfach einmal ausprobieren kann. Wenn man natürlich ständig sehr viel Zucker isst und dann out of the blue einen Löffel Kokosöl zu sich nimmt, dann weiß ich nicht, wie gut es funktioniert. Es wäre schon gut, wenn man seinen Stoffwechsel ein bisschen auf die Fettverbrennung einstellt. #00:06:33-4#

Ivan: Du hast gesagt, man soll es einfach ausprobieren. Ich kenne dich schon einige Zeit, und ich weiß, dass dir das sehr wichtig ist. Du sagst, es gibt nicht die eine einzige Form der Ernährung, die für alle passt, sondern du betonst immer, dass man ausprobieren soll, dass man schauen soll, was es mit dir und mit deinem Körper, mit deiner Energie und mit deinem Wohlbefinden macht. Und dann entscheide, ob es für dich gut war oder nicht. #00:06:56-5#

Julia: Genau. Und damit du das entscheiden kannst, muss dein Körper in der Lage sein, diese Signale zu liefern beziehungsweise, du musst in der Lage sein, die Signale zu erkennen. Und wenn du ständig in einem Overdrive fährst, dann bist du nicht sensibel. Es ist auf jeden Fall ein Prozess und vielleicht auch ein bisschen ein Lernen, wieder auf diese Signale zu hören. #00:07:21-0#

Ivan: Sehr spannend. Es geht um die eigene Wahrnehmung, was geschieht eigentlich mit mir, wenn ich zum Beispiel mit dem Kokosöl experimentiere oder mit sonst irgendeiner Ernährungsform oder mit einem Lebensmittel? Und dann muss ich in mich hineinhorchen, was da eigentlich mit mir geschieht. #00:07:38-9#

Julia: Dabei ist auch wichtig, ja, es ist individuell, aber es gibt auch einige Grundregeln, die für Menschen gleich sind, denn wir haben eben eine gewisse Genetik. Ich spreche ganz gerne von „artgerechter Ernährung“, das heißt, wir wissen ganz genau, was der Hund isst, was die Katze isst und was das Pferd isst, aber wir Menschen haben ebenfalls eine artgerechte Ernährung. #00:08:07-0#

Ivan: Die artgerechte Ernährung, das ist sehr spannend. Wenn man durch das Internet surft, dann findet man alle möglichen Tipps und Tricks und scheinbar perfekte Ernährungsformen. Es gibt Tausende von Schlagwörtern, die durch das Internet geistern. Das kann auch zu einer gewissen Verunsicherung führen, denn all das klingt für einen Laien wie mich ganz plausibel. Du sagst, dass es eine artgerechte Ernährung auch für uns Menschen gibt. Kannst du dazu etwas sagen? Vielleicht hast du ein paar Tipps, auf die man achten sollte, wenn man sich artgerecht ernähren möchte? #00:08:41-7#

Julia: Vielleicht voraus, um das bildlich darzustellen, wir haben zum Beispiel in unserer Muskelzelle einen Eingang für Zucker und fünf Eingänge für Fett. Und das zeigt eigentlich schon, dass wir eher eine Fettverbrennungsmaschine sind, wenn man so will, und dass wir nicht immer auf Zucker laufen können. Und das meine ich mit „artgerecht“, man muss sich anschauen, wie ist der Mensch gebaut, und wie funktioniert unser Stoffwechsel? Und dann kommt man vielleicht darauf, dass gewisse Dinge, die wir tun, eben nicht artgerecht sind. #00:09:29-5#

Wir Menschen sind genetisch immer noch identisch mit dem Menschen, der vor 10.000 Jahren gelebt hat. Damals waren wir nicht sesshaft, wir waren Nomaden. Wir sind durch die Wälder gestreift und haben gesucht, was wir essen können. Das heißt, wir haben nicht ständig gegessen, sondern wir mussten uns das Essen sozusagen erst verdienen. Wir mussten uns bewegen. Wir haben gejagt, wir haben gesammelt, wir haben Nüsse, Wurzeln, Gräser und Beeren gegessen und auch Fleisch, wenn wir ein Tier gefangen hatten. Und das sind gewisse Hinweise darauf, was artgerecht sein könnte. Ich sage nicht, dass wir alle wieder zurück in die Steinzeit müssen und uns in den Wald zurückziehen sollen, das ist nicht meine Botschaft, sondern wir können aufgrund dieses Modells überlegen, wo wir herkommen und wofür wir eigentlich gemacht sind. #00:10:33-7#

Und wenn man das auf uns heutzutage ummünzt dann bedeutet das, nicht ständig Dinge zu essen, die erst seit der modernen Zeit überhaupt verfügbar sind, sprich beispielsweise Zucker oder Getreide. Damals gab es kein Getreide, weil wir eben nicht sesshaft waren. Es gab keine Milchprodukte, weil wir auch keine Tiere gehalten haben. Das sollte man in Betrachtung ziehen. Jetzt bin ich nicht die Person, die sagt, „du darfst nie mehr Milch trinken, du darfst nie mehr Zucker essen“, sondern es muss eben auf unser heutiges Leben adaptiert sein. Ich weiß nicht, ob das jetzt ein bisschen abstrakt war. Um es vielleicht nochmal zu konkretisieren empfehle ich, drei Mahlzeiten pro Tag zu essen, also nicht ständig zu essen, vor allem nicht ständig zwischendurch zu essen. Das Snacken ist für unsere Verdauung, für unseren Stoffwechsel kontraproduktiv. Man sollte möglichst natürlich essen, also Nahrungsmittel, die der Körper auch als Nahrung erkennt. Keine Fertigprodukte, keine Zusatzstoffe, keine künstlich hergestellten, künstlich gefärbten, mit Geschmack aufgepeppten Produkte essen, sondern Gemüse, Fisch, Eier, Früchte, Nüsse, also echte Nahrung. Viel Wasser trinken, das ist sicherlich wichtig. Ich würde sowieso empfehlen, so gut wie nur Wasser zu trinken. Und wenn wir von Zucker sprechen, dann gilt es auch, den Zucker wegzulassen und keine Süßgetränke zu trinken. Das gilt auch für Zero Getränke. Viele Leute denken, dass diese Getränke gesund sein müssen, weil sie keine Kalorien enthalten, aber da sind auch Farbstoffe, Zusatzstoffe und künstlicher Zucker drin, und das bringt unseren Stoffwechsel total durcheinander. #00:12:32-3#

Ivan: Sehr spannend, vielen Dank für diese Tipps. Dazu habe ich natürlich noch einige Fragen. Du hast gesagt, drei Mahlzeiten pro Tag und möglichst nichts dazwischen snacken. Spielt der Rhythmus, wann man isst, eine Rolle? Ist es wirklich so wichtig, nur drei Mahlzeiten zu sich zu nehmen? Und vor allem, was mache ich, wenn ich um 15:00 Uhr Hunger habe, aber erst um 19:00 Uhr zu Abend essen will? #00:12:57-0#

Julia: Es kommt natürlich darauf an. Wenn du um 15:00 Uhr Hunger hast, aber nicht um 12:00 Uhr schon gegessen hast, also wenn du dein Mittagessen erst um 15:00 Uhr machst, weil du erst dann Hunger hast, dann ist das absolut okay. Auch da wiederum, es geht darum, seinen persönlichen Rhythmus zu finden. Aber man kann ihn erst finden, wenn man auf eine so genannte artgerechte Ernährung umgestellt hat, meiner Meinung nach. Wenn du natürlich mittags eine Pizza isst oder ein Sandwich oder nur etwas schnell, schnell im Gehen, weil du keine Zeit hast und du zwischen zwei Terminen schnell „etwas einwirfst“, dann ist es auch klar, dass du um 15:00 Uhr schon wieder Hunger hast. Ich denke, man muss da schon ein bisschen differenzieren, was man vorher gegessen hat. #00:13:47-5#

Und um nochmal auf die drei Mahlzeiten zu kommen. Wenn du echte, natürliche Nahrung zu dir nimmst und deinen Zuckerspiegel nicht ständig in die Höhe jagst, wenn du genug Fett, Gemüse und Eiweiß isst, dann bist du ohne Probleme fünf Stunden lang satt. Und dann musst du nicht nach zwei Stunden schon wieder essen. Der Hunger oder der Unterzucker, der kommt meist nicht, weil du zu wenig gegessen hast, sondern weil du zu viele schnelle Kohlenhydrate gegessen hast. Je mehr Kohlenhydrate du isst, desto mehr Insulin produziert dein Körper, je mehr Insulin dein Körper produziert, desto schneller sinkt dein Zuckerspiegel wieder, und dann hast du Hunger. #00:14:36-3#

Ivan: Wahrscheinlich hat das mehrere Dimensionen. Du hast einige davon angesprochen. Es kann auch einfach eine Gewohnheit sein, ich bin es gewohnt, um 10:00 Uhr morgens eine Kaffeepause zu machen und etwas dazu zu essen. Das hat aber nichts mit Hunger zu tun, sondern ich esse etwas, weil ich um diese Uhrzeit immer etwas esse. Das ist auch eine Dimension. Du hast aber auch angesprochen, dass man sich eventuell falsch ernährt, dass man Lebensmittel zu sich nimmt, die den Zuckerspiegel hochjagen. Und der bricht dann auch relativ schnell wieder zusammen. Und du hast auch gesagt, meist hat das nichts damit zu tun, dass man zu wenig isst. Ich will mich gesund ernähren, esse am Mittag nur einen Salat mit etwas Hühnchen drin, und ich weiß zum Beispiel von mir, das reicht mir höchstens bis um 15:00 Uhr, dann habe ich definitiv wieder Hunger. Ich habe möglicherweise nicht das Falsche gegessen, sondern schlicht und einfach zu wenig. #00:15:31-5#

Julia: Ja, das kann sein. Es kann aber auch sein, dass du zu schnell gegessen hast. Es kann sein, dass Salat bei dir nicht wirklich lange anhält. Hättest du zu dem Hühnchen Gemüse gegessen, hätte es vielleicht gereicht. Es kann sein, dass du zu wenig Fett dabeihattest. Es ist nicht immer die Menge. Ich habe auch festgestellt, dass viele Leute zu schnell essen und zu wenig kauen. Dadurch kann der Körper die Nährstoffe nicht richtig aufnehmen. Und wenn du zu wenig Nährstoffe bekommen hast, wenn dein Körper das Gefühl hat, dass du ihm zu wenig Nährstoffe zugeführt hast, dann signalisiert er dir Hunger, damit du wieder etwas isst. Das kann schon auch ein Signal sein. Ich glaube, dass viele Leute die Menge an Nahrung, die sie brauchen, eher überschätzen. #00:16:25-6#

Ivan: Aha! #00:16:28-7#

Julia: Man sollte langsam und bewusst essen und darauf achten, gute Fette in ausreichendem Maße zu sich zu nehmen. Es gibt zwei Fraktionen. Die einen, die sich gesund ernähren möchten und darauf achten, die essen oft zu wenig Fett. Und die, die gar nicht darauf achten, die essen meist zu viel Fett. Es kommt ein bisschen darauf an, in welche Gruppe man fällt. #00:16:51-6#

Es ist natürlich vielschichtig, und du hast auch das Thema „Gewohnheiten“ angesprochen. Viele Leute haben mir erzählt, vor allem die, die zu Hause im Home Office arbeiten, dass sie immer wieder zwischendurch etwas essen. Sagen wir, du arbeitest an etwas, was schwierig ist, was dir schwerfällt, wo du vielleicht auch ein bisschen zur Prokrastination neigst, wo du denkst, dass du es nicht angehen magst. Was könntest du machen, um dich abzulenken? Du isst etwas. Das können manchmal auch Auslöser sein, die mit Hunger gar nichts zu tun haben, sondern eher mit einer Ablenkungsstrategie oder mit Langeweile oder mit Belohnung. Jetzt habe ich einen tollen Blogartikel geschrieben, jetzt gönne ich mir was. Es sind wirklich viele Mechanismen, und darum lohnt es sich, sich selbst ein bisschen zu beobachten. #00:17:47-4#

Man muss sich bewusst sein, dass essen eigentlich Stress für den Körper bedeutet. Das heißt, es ist ein oxydativer Prozess, und wenn ich weiß, dass ich meinen Körper damit stresse, dass ich ständig esse, dann ist auch klar, dass das nicht förderlich ist und dass dadurch unser Stoffwechsel nicht mehr richtig funktionieren kann. Unser Darm braucht ungefähr vier bis fünf Stunden, um die Nahrung zu verarbeiten. Und wenn ich alle drei Stunden esse, auch wenn es nur etwas Kleines ist, auch wenn es nur ein Apfel oder ein paar Nüsse sind, aber wenn ich ständig immer wieder etwas in die Verdauung hineingebe, dann kann sie sich nie erholen, dann kann nie fertig verdaut werden. Der Darm fängt erst nach fünf Stunden an, sich zu reinigen. Und dann funktioniert das ganze System nicht mehr. #00:18:34-9#

Ivan: Verstehe. Und dann ist der Körper mit der Verdauung beschäftigt und hat keine Power mehr, damit ich kreativ sein kann oder einen Blogartikel schreiben kann und so weiter. #00:18:45-2#

Julia: Ja, je nachdem, was ich gegessen habe, schon, es sind nicht alle Lebensmittel gleich belastend für die Verdauung. Lustigerweise sind gewisse Dinge, von denen wir denken, dass sie gut sind, gar nicht so gut. Du hast den Salat angesprochen. Viele Leute verdauen Rohkost nicht besonders gut, und dann werden sie genau davon müde, obwohl es theoretisch etwas Leichtes und Gesundes war. #00:19:05-2#

Ivan: Das habe ich bei mir selbst auch festgestellt. Übrigens, ich habe in der Einleitung bereits erwähnt, dass ich mit deiner Hilfe meine Ernährung umgestellt habe und meinen Heuschnupfen losgeworden bin. Als ich das erste Mal nach diesem Ernährungsplan gekocht habe und auf meinen Teller schaute, da sind mir fast die Tränen gekommen. Ich habe mir gedacht, „wie soll ich davon satt werden?“ Aber siehe da, ich war satt, weil die Zusammensetzung gestimmt hat. Wie du gesagt hast ist es nicht unbedingt die Menge, die entscheidend ist, sondern die Zusammenstellung muss stimmen. Und ich war tatsächlich über mehrere Stunden hinweg satt, hatte kein Verlangen danach, etwas zu snacken und hatte keinen Hunger zwischendurch. Und mit der Zeit hatte ich auch mehr Power, natürlich nicht in der ersten Zeit, aber nach einigen Wochen und Monaten. #00:19:56-4#

Du hast jetzt vor allem die Verdauung angesprochen und den Darm. Das ist ein Thema, das du und dein Mann sehr intensiv bearbeiten. Ihr sagt, dass das eigentlich der Schlüssel einer guten Ernährung und zum Wohlbefinden ist. Richtig? #00:20:09-3#

Julia: Für den ganzen Körper ist es eine Schlüsselstelle. Ich vergleiche es ganz gerne mit einem Baum. Wenn wir ein Baum wären, dann wäre der Darm unsere Wurzel. Und was passiert mit dem größten, schönsten Baum, wenn er an der Wurzel ein Problem hat? #00:20:26-0#

Ivan: Dann geht der Baum ein. #00:20:27-0#

Julia: Ja, genau. Und so ist das bei uns Menschen auch. Früher gab es den Spruch, „der Tod sitzt im Darm“. Das hört sich extrem dramatisch an, aber es ist nicht verkehrt. Der Darm ist der Ort, wo wir unsere Nährstoffe aufnehmen. Man hört immer wieder von Menschen, die irgendwelche Vitaminmängel haben, und man fragt sich, wie kann das sein? Wir leben in einer Überflussgesellschaft, warum sind wir dann unterversorgt? Ich kann natürlich essen, so viel ich möchte, wenn es am Ende nicht ankommt im Blut und im Körper nicht verteilt wird, dann nützt es auch nichts, wenn ich die ganzen Vitamine gegessen habe. Und darum ist es wichtig, dass ich meinen Darm so unterstütze, dass er eben Nährstoffe auch aufnehmen kann. #00:21:20-8#

Ivan: Und das geht, indem man sich artgerecht ernährt? #00:21:26-1#

Julia: Ja, unter anderem. Es kommt immer ein bisschen darauf an, wie mein Zustand ist. Wenn ich ein Problem habe, das mit dem Darm zusammenhängt, wenn meine Darmflora komplett gestört ist, wenn ich vielleicht mehrere Antibiotikakuren hinter mir habe, wenn ich irgendwelche chronisch entzündlichen Prozesse im Körper habe oder wenn es möglicherweise gewisse Medikamente gibt, die ich nehme, dann kann es durchaus sein, dass die Darmflora so sehr gestört ist, dass eine alleinige Umstellung der Ernährung vielleicht zu kurz greift und dass man vielleicht noch zu anderen Maßnahmen greifen sollte. Aber grundsätzlich kannst du mit der Ernährung viel erreichen. #00:22:15-4#

Vielleicht noch ein anderes Thema, das ein bisschen in dein Gebiet mit hineinspielt. Stress hat auch einen Einfluss auf den Darm, die Darmflora und auf entzündliche Prozesse. Das bedeutet, es ist nicht damit getan, nur die Ernährung umzustellen, sondern es bedeutet auch, dass ich zum Beispiel den Stress in meinem Leben minimiere. Wir haben alle Stress, das ist normal, und das ist auch okay, die Frage ist immer, wie gehe ich damit um? Von daher sind die ganzen Lebensumstände wichtig. Bin ich zufrieden bei der Arbeit, bin ich gut organisiert? Wie ist meine Beziehung, wie ist meine Selbstfürsorge? Das alles spielt mit hinein. Die Ernährung ist einfach ein großer Baustein. Und für mich ist sie ein Eingangstor zur Gesundheit, aber am Ende kommen natürlich andere Dinge auch noch hinzu. #00:23:10-3#

Ivan: Ich glaube, wir tendieren viel zu häufig dazu, unser Dasein, unser Menschsein in einzelne Teilbereiche aufzuteilen. Man kümmert sich nur um Produktivität oder um Stress oder um die Ernährung, und wir vergessen, dass alles immer zusammenspielt. Das Ganze ist so extrem verzahnt, und darum überrascht es mich überhaupt nicht, wenn du sagst, dass Stress und Ernährung sehr eng zusammenliegen und damit natürlich auch die Produktivität. #00:23:40-6#

Julia: Und das hat auch wieder Gründe, die auf unser körperliches Ursystem zurückführen. Wenn du Stress hast, dann schaltet unser System auf Not-, Kampf- und Fluchtmodus. Und dann hat die Verdauung eigentlich keine Bedeutung mehr, denn in dem Moment, wo ich um mein Leben kämpfen muss, sagt der Körper, dass es eigentlich nicht wichtig ist, ob ich gut verdaue oder nicht. #00:24:08-4#

Ivan: Sehr spannend. Ich habe jetzt auch von dir gehört, wie zentral der Darm ist für das ganze Wohlbefinden an sich und damit natürlich auch für die Produktivität. Ich habe auch gehört, dass es sein kann, dass unsere Darmflora aus unterschiedlichsten Gründen nicht optimal ist, vielleicht sogar geschädigt ist, und dass es sich lohnt, auch hier genau hinzuschauen. Das heißt, dass man seinen Darm untersuchen lassen soll, wenn man Probleme mit der Verdauung hat. Zumindest sollte man hinterfragen, ob die schlechte Verdauung an dem liegt, was ich oben reinschiebe oder ob ich vielleicht ein medizinisches Problem mit dem Darm habe. #00:24:50-3#

Julia: Ja, wobei man es nicht auf die Verdauung reduzieren darf, denn da spielen viele Dinge zusammen. Viele Menschen haben ein Darmproblem, wissen es aber nicht, weil sie keine Verdauungsprobleme haben. Du hast vorhin zum Beispiel den Heuschnupfen angesprochen. Heuschnupfen ist eine Überreaktion des Immunsystems, und unser Immunsystem sitzt zu achtzig Prozent im Darm. Das heißt, auch Dinge wie Allergien oder Heuschnupfen, auch Hautprobleme, Autoimmunerkrankungen und Entzündungen haben immer mit dem Darm zu tun. Aber kein Mensch denkt dabei an den Darm, du wahrscheinlich damals auch nicht. Du warst offen genug, mit einer Ernährungsumstellung zu versuchen, den Heuschnupfen zu bekämpfen. Das ist ja schon eine ganze Weile her, und wir haben damals vielleicht diesen Zusammenhang gar nicht gesehen, dass man die Darmflora in Ordnung bringen muss, wenn Allergien auftauchen. #00:25:53-3#

Ivan: Ich erinnere mich daran, dass dein Mann darauf hingewiesen hat. Wir haben ihn auf dem Gang getroffen, und dann sagte er mir, „das hat vielleicht etwas mit dem Darm zu tun“. Ich dachte, „was? Wie bitte?“ Das leuchtete mir überhaupt nicht ein. Ich habe dann ein Nahrungsergänzungsmittel bekommen, und dann wurde es besser. Ob es schließlich die Ernährungsumstellung oder das Nahrungsergänzungsmittel war, das war mir unterm Strich egal, denn Hauptsache, ich konnte den Heuschnupfen loswerden. #00:26:25-0#

Julia: Genau, es ist eben beides zusammen, wir sind wirklich der Meinung, dass du nicht nur das eine machen kannst. Vor allem, wenn bereits ein gesundheitliches Problem wie ein Heuschnupfen da ist, dann ist es oft so, dass die Ernährungsumstellung alleine nicht so effizient ist, als wenn du noch etwas dazu nimmst, beispielsweise für deinen Darm, und wenn du den Stress noch ein bisschen reduzierst. Wir sind sehr für diesen multifaktoriellen Ansatz, dass man es wirklich von verschiedenen Seiten angeht. #00:26:52-9#

Einerseits lässt du weg, was dich ständig reizt, und auf der anderen Seite nimmst du etwas ein, um diese Darmflora wieder in Ordnung zu bringen, um die Darmschleimhaut wieder dicht zu machen und um die Flora wieder aufzubauen. Und wenn man es von verschiedenen Seiten angeht, dann hat man immer den größten Erfolg. #00:27:15-0#

Ivan: Liebe Julia, ich weiß, du hast noch ein kleines Freebie für unsere Hörer, das genau um dieses Thema geht. Magst du darüber erzählen? #00:27:25-9#

Julia: Ich habe eine Liste zusammengestellt mit zehn Anzeichen, die dir zeigen, dass du dich ein bisschen mehr um deinen Darm kümmern müsstest. Da stehen die Anzeichen drauf, die die meisten Menschen nicht direkt mit dem Darm in Verbindung bringen. #00:27:43-9#

Ivan: Und wie kommt man an dieses Freebie? #00:27:46-0#

Julia: Man geht auf unsere Webseite, ich nehme an, dass du sie verlinken wirst, sie heißt www.gruber-ernaehrung.ch/ivanblatter. #00:27:58-3#

Ivan: Sehr schön, das verlinke ich natürlich sehr gerne in den Show Notes, gruber-ernaehrung.ch/ivanblatter, und dort bekommt man auch das Freebie von dir. #00:28:07-7#

Liebe Julia, lass uns zum Schluss kommen. Ich habe heute wieder sehr viel über die Ernährung gelernt, auch über den Zusammenhang mit der Produktivität. Ich habe auch gelernt, dass es eben nicht das eine Mittel für alle gibt. Es gibt ein paar Grundsätze, die es sich lohnt, zu beachten, nämlich die artgerechte Ernährung, das hat mir besonders gefallen, aber dass es auch sehr darauf ankommt, zu experimentieren und zu schauen, was mir gut tut und was nicht. Und da brauche ich auch eine gewisse Sensibilität für mich selbst, um überhaupt zu spüren, was in mir vorgeht und was mir guttut oder vielleicht schadet. #00:28:45-3#

Vielen Dank, dass du hier bei mir im Podcast warst. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, und ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinem Business. #00:28:55-4#

Julia: Vielen Dank, und danke für die Einladung. #00:29:00-0#

Ivan: Das war mein Gespräch mit Julia Gruber. Du findest mehr über sie und ihre Arbeit unter gruber-ernaehrung.ch, und wenn du auf gruber-ernaehrung.ch/ivanblatter gehst, dann kannst du dort diese Liste herunterladen, die Julia angesprochen hat. #00:29:18-8#

Herzlichen Dank fürs Zuhören. Sie Show Notes zu dieser Folge findest du unter ivanblatter.com/podcast. Dort kannst du einfach die Folge anwählen, die dich interessiert. Mein Name ist Ivan Blatter, und ich bin Personal Trainer für neues Zeitmanagement. Ich freue mich, wenn du demnächst wieder reinhörst, wenn es heißt: Einfach produktiv. Zeitmanagement und mehr. Bis dahin, nutze deine Zeit, denn sie kommt nie wieder. #00:29:47-0#

(Outro) #00:30:02-9#

ÜBER IVAN BLATTER

Ivan Blatter
Ivan Blatter

Ich bin seit 2008 Produktivitätscoach und führe meine Kunden zu mehr Selbstbestimmung und Freiheit in ihrem Business.

  • Ich helfe einerseits Solopreneuren, Selbstständigen und Unternehmern, ihr Zeit- und Selbstmanagement in den Griff zu bekommen, so dass sie mehr Freiraum haben.
  • Andererseits helfe ich meinen Kunden, über sich hinauszuwachsen, damit sie das erreichen, was sie wirklich wollen.

Mit meinem umfangreichen Blog, meinem erfolgreichen Podcast und meinem Buch "Arbeite klüger – nicht härter" habe ich schon tausenden Menschen weiterhelfen können.

Daneben helfe ich aber auch Menschen, die schnell und gezielt vorwärts kommen wollen, mit meinen Angeboten.

Immer getreu meinem Motto: Nutze deine Zeit, denn sie kommt nie wieder.