Die Urlaubszeit naht. Urlaubszeit heißt auch: Die Abwesenheitsnachrichten-Dramen dürfen beginnen.
Unglaublich, was man da alles entdeckt: Nachrichten ohne Anrede, voller Rechtschreibfehler oder sehr unsorgfältig formuliert.
Dabei ist diese Nachricht deine Visitenkarte während deines Urlaubs.
Ich hab mal ein Experiment gemacht und eine spezielle Nachricht formuliert. Hier erfährst, was ich ausprobiert habe und was das Ergebnis war.
Meine Abwesenheitsnachricht
Neben den üblichen Dingen standen da folgende Sätze:
Wenn Ihr Anliegen nicht warten kann, dann schicken Sie mir Ihre E-Mail erneut, aber dieses Mal mit dem Wort „dringend“ im Betreff oder im Text und schon wird sie an meine Ferien-Mail -Adresse weitergeleitet.
Im Urlaub las ich dann ausschließlich die E-Mails an meine Ferienadresse.
Die Adresse selbst gab ich nicht bekannt. Damit war der Absender gezwungen, sich bewusst zu überlegen, ob seine E-Mail wirklich dringend ist und er musste das auch noch explizit hinschreiben.
Das Ergebnis? Ich erhielt in zwei Wochen Urlaub ganz genau 2 (in Worten: zwei!) dringende E-Mails:
- Die erste E-Mail war von einem Freund, der die Idee witzig fand und ausprobieren wollte, ob das tatsächlich klappt.
- Die zweite E-Mail war von einem Kunden, dem ich kurz vor meinem Urlaub ein Konzept für ein Seminar geschickt hatte mit der Bitte, mir doch mit dem Wort „dringend“ im Betreff zurück zu schreiben, damit ich seine Meinung dazu auch im Urlaub sehe.
Alle anderen E-Mails – und das waren hunderte – waren nicht dringend.
Wohlgemerkt: Nicht aus meiner Sicht! Sondern aus der Sicht der Absender.
Ich fand das mehr als erstaunlich. Ich habe nicht mit vielen E-Mails gerechnet, aber sicher mit mehr als zwei…
Nun, in meiner Arbeit als Personal Trainer für neues Zeitmanagement treten naturgemäß nur wenige dringende Dinge auf.
Trotzdem hätte ich laufend meine E-Mails im Auge behalten können.
Was wäre der Preis gewesen? Ein „halber“ Urlaub: Keine richtige Erholung und doch keine richtige Arbeit.
Zweimal eine halbe Sache ergibt meistens gar nichts.
Mein Fazit:
- Nicht alles, was dringend ist, ist wirklich dringend – auch nicht aus Sicht des Absenders.
- Wir meinen häufig, es geht nicht ohne uns und zahlen einen hohen Preis: Halbpatziger Urlaub, keine Pausen, zu wenig Schlaf. Meistens lohnt es sich, darüber nochmals sehr genau nachzudenken.
- Ich kann nur eine hohe Leistung abrufen, wenn ich mich selbst regelmässig stärke. Ohne vollen Tank komme ich nicht weit. Deshalb sind nicht nur die Aufgabenlisten und der Terminkalender wichtig, sondern auch und besonders meine Energie und mein Ausgleich. Deshalb mache ich im Urlaub nur eins: Urlaub.
- Ausnahmen gibt es immer. Schließlich bestätigen sie die Regel. Bevor du aber zu leichtfertig den Urlaub auch noch teilweise der Arbeit widmest, würde ich mir genau überlegen, was der Preis dafür ist und lieber für einen guten Ersatz sorgen.
Die Story vom Geschäftshandy
Zum Schluss noch eine weitere (wahre) Geschichte aus dem Leben:
Ein Freund von mir hatte auch das Gefühl, er müsse sein Geschäftshandy im Urlaub immer laufen lassen und regelmässig E-Mails beantworten.
Was passierte? Er musste ab und zu einen Urlaub unterbrechen, um an eine sehr wichtige und dringende Sitzung irgendwo in der Welt zu gehen (die Reise übernahm natürlich die Firma).
Irgendwann beschloss er, im Urlaub wirklich Urlaub zu machen. Er schaltet sein Handy und den Laptop aus.
Die Folge? Es passiert, was passieren musste: Nichts. Überhaupt nichts. Rein gar nichts.
Er war dann einfach nicht erreichbar und die Firma hat bei Bedarf auf einen anderen Mitarbeiter zurückgegriffen.
Keine Konsequenzen für ihn, keine Rüge – überhaupt nichts.
Sowas gibt schon zu denken…
Bildnachweis: © Depositphotos.com / Mishchenko