#283 – Vom Umgang mit ungeliebten Aufgaben

Wir kennen und haben sie alle, ungeliebte Aufgaben, die wir am liebsten ignorieren würden und die wir doch erledigen müssen. Sei es die Steuererklärung, sei es eine bestimmte E-Mail, die sich leider nicht von alleine schreibt. Gerade als Unternehmer hast du ja ein gewisses Maß an Gestaltungsspielraum und gerade dieser Freiraum macht es dir manchmal nicht gerade einfach, dich um diese Aufgaben auch tatsächlich zu kümmern.

Besteht ein Druck von außen, wenn du z.B. jemandem die Erledigung einer Aufgabe versprochen hast oder wenn es eine Frist gibt, die du einhalten musst, kannst du die Aufgabe zwar vor dich hinschieben, aber schlussendlich wirst du in den sauren Apfel beißen und die Aufgabe erledigen müssen.

Besteht dieser Druck jedoch nicht, wird es schwierig. Hier kommen wir nicht umhin, einen Schritt zurück zu machen und uns einige grundlegende Gedanken zu dieser ungeliebten Aufgabe zu machen. 

Diesen Inhalt gibt es übrigens auch zum Anschauen im Rahmen meiner regelmäßigen YouTube Lives – auch genannt #blatterbewegt:

1. Stimmt deine Basis?

Hast du viele ungeliebte Aufgaben auf deiner To-Do-Liste, dann würde ich zuerst mal überprüfen, ob deine Basis stimmt. Es kann nämlich sein, dass du ein – momentanes oder grundsätzliches – Power- und Energieproblem hast. Bist du müde, nicht ganz bei dir oder kränklich, können schon ganz normale Durchschnittsaufgaben plötzlich zu ungeliebten Aufgaben werden, weil du es einfach nicht schaffst, sie anzugehen. Dir fehlt dann in erster Linie mal die nötige Energie, um die Hürde zu überspringen und die Aufgabe zu erledigen. Dann solltest du beim Energie-Thema ansetzen.

Schau in einem zweiten Schritt dann unbedingt auch, ob du die Übersicht über deine Aufgaben hast. Meine Erfahrung aus der Praxis zeigt, dass man gerne den Überblick verliert, wenn sich einige solcher ungeliebter Aufgaben ansammeln. Ist das der Fall, verlierst du dich nämlich schnell in deinen Aufgaben und verzettelst dich. Dann kommt dir das Problem noch größer und weit mehr Aufgaben kommen dir als ungeliebt vor. 

Wenn du dann die Übersicht wieder herstellst und dafür sorgst, dass du den Überblick über deine Arbeit zurück erhältst, wird sich die Lage für dich schon sehr entspannen und der Widerwille abnehmen.

2. Stelle Fokus und Klarheit her

Ungeliebte Aufgaben sind ein Symptom und keine Ursache.

Wenn wir bei dem, was wir tun, motiviert sind, gibt es eigentlich keine ungeliebten Aufgaben, die wir aufschieben. Es wird Dinge geben, die wir nicht so gerne machen wie andere, aber sie sind einfach Mittel zum Zweck und wir hinterfragen sie nicht oder überlegen uns nicht, ob wir dies nun mögen oder nicht. Wir haben ein klares Ziel vor uns, das wir erreichen wollen.

Wenn du wirklich das Gefühl hast, dass du ganz viele Aufgaben zu erledigen hast, auf die du gar keine Lust hast und die du so gar nicht magst, dann solltest du für mehr Fokus und Klarheit sorgen.

Stell dir Fragen wie:

1. Wo stehst du jetzt genau? Stehst du eigentlich genau da, wo du stehen möchtest?

2. Wo willst du hin? Was willst du erreichen? Was ist dein Ziel und der Zweck des Ganzen?

Schreibe dir die Antworten auf und sei konkret dabei. 

„Ich will mehr Umsatz“ ist nicht konkret. Konkret wäre  „Ich will einen Umsatz von 500.000 EUR generieren“, um nur ein Beispiel zu nennen. Und es muss auch gar kein monetäres Ziel sein. Aber es muss konkret sein. 

3. Warum willst du dorthin? Was steckt dahinter? 

Um beim Beispiel zu bleiben: Geht es dir bei diesen 500.000 EUR um den Erhalt deines Business und der Arbeitsplätze oder willst du finanzielle Freiheit? Warum willst du finanzielle Freiheit? Weil du deine Zeit anders verbringen willst? Usw. 

Mach es wie kleine Kinder, die unendliche Ausdauer bei ihren Warum-Fragen haben. Stelle immer die nächste Warum-Frage und gelange so zum eigentlichen Zweck, zum eigentlichen Sinn hinter all deinem Tun.

4. Welche Rituale unterstützen dich dabei, dein Ziel zu erreichen?

Es gibt Dinge, die du regelmäßig tust, die dich bei der Erreichung deines Ziels unterstützen.

Wenn ich z.B. früher ins Bett gehen würde, dann wäre ich am nächsten Tag ausgeschlafen, kann viel besser arbeiten, kann mich besser fokussieren und könnte mehr erreichen. Früh ins Bett zu gehen wäre dann ein solches Ritual. Und vielleicht hilft mir ein Feierabend-Ritual dabei, einen klaren Abschluss des Arbeitstags hinzubekommen. 

5. Welche Gedanken halten dich von deinem Ziel ab? 

Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, aber sehr häufig torpedieren wir uns mit Gedanken und Glaubenssätzen – oft unbewusst. Diese halten uns dann erfolgreich davon ab, unser Ziel auch zu erreichen.

Beispiel: „Das erreichst du eh nie.“, „Was willst du auch mit dem ganzen Geld machen.“, „Lohnt sich die Mühe überhaupt?“ etc.

6. Welche Gedanken könnten dich hier unterstützen, um dein Ziel zu erreichen?

Zu jedem Gedanken und Glaubenssatz von vorhin gibt es einen Gegengedanken. 

Also dem Gedanken „Das erreichst du eh nie.“ könnte z.B. der Gedanke „Es haben schon so viele Menschen ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut. Es gibt keinen Grund, weshalb ich das nicht auch schaffen kann“ entgegenstehen.


Zugegeben, diese sechs Fragen haben es in sich. Sie sind nicht eben so mal schnell zu beantworten. Aber weil sie eben so tief gehen, helfen sie dir, Fokus und Klarheit herzustellen, wenn du dich darauf einlässt.

Was hat das nun mit den ungeliebten Aufgaben zu tun? Ungeliebte Aufgaben sind ein Symptom und keine Ursache. Sie sind ein Symptom von etwas, das tiefer liegt. Häufig werden Aufgaben zu ungeliebten Aufgaben, wenn man vergessen hat, warum man das eigentlich tut.

Ist dein Warum stark genug, die Verbindung zu deinem Ziel klar genug, gibt es zwar Aufgaben, die du nicht so gerne magst, aber du erledigst sie trotzdem, ohne sie weiter zu hinterfragen. Sie sind einfach notwendig, um das zu erreichen, was du wirklich willst.

Mit diesen sechs Fragen schaffst du diesen Fokus und diese Klarheit, die du brauchst, damit aus ungeliebten Aufgaben plötzlich einfach nur normale Aufgaben werden, die halt einfach notwendig sind.

3. Stelle Klarheit bei deinen Projekten her

Hierbei handelt es sich eigentlich um die Fortsetzung des zweiten Punktes („Stelle Fokus und Klarheit her“), aber auf einem viel konkreteren Level. 

Bei deinen Projekten verstecken sich einige dieser ungeliebten Aufgaben, die du nicht angehen möchtest. Auch hier heißt das Zaubermittel, Klarheit zu schaffen. 

Ich gehe dabei so vor: Ich definiere bei jedem Projekt drei Dinge:

  1. das ultimative Ziel,
  2. den ultimativen Zweck,
  3. klare Aktionen.

Beim ultimativen Ziel geht es nicht um das Projektziel im Rahmen des Projektmanagements, sondern wirklich um das ultimative Resultat. 

Ein klassisches Ziel wäre z.B. „Ich will mindestens 25 Teilnehmer für den nächsten Workshop, die je EUR 790,00 bezahlen“. Ein ultimatives Ziel wäre hingegen „Ich will Teilnehmer, die ein starkes Commitment haben und wirklich etwas verändern wollen.“ 

Beim ultimativen Zweck könnte es z.B. heißen: “Ich erstelle dieses Produkt, weil ich Menschen helfen will, sich zu verändern. Ich helfe ihnen, mehr Zufriedenheit am Abend zu verspüren und  ihre Arbeit in den Griff und dadurch eben auch ein gutes Gefühl zu bekommen.“

In einem solchen Zweck stecken viel mehr Emotionen, viel mehr Herzblut als wenn der Zweck lauten würde: „Ich erstelle dieses Produkt, weil ich will, dass die Leute am Schluss glücklich sind.“ 

Fehlen die Emotionen, ist es viel wahrscheinlicher, dass man auch die Verbindung zu den Aufgaben verliert und diese dann zu ungeliebten Aufgaben werden.

Die klaren Aktionen schließlich ergeben sich aus dem Projekt und vor allem auch aus dem Resultat und dem Zweck. Das sind dann die eigentlichen Aufgaben.

Solche Aktionen könnten dann sein: „Ich definiere die Zielgruppe glasklar. Ich besetze die Kanäle meiner Zielgruppe mit hilfreichen Inhalten. Ich trage die Herausforderungen meiner Zielgruppe zusammen.“ etc.

Es kann nun sein, dass ich eine solche Aufgabe an und für sich nicht gerne mache. Im Normalfall wäre das dann eine ungeliebte Aufgabe, die ich gerne vor mich hinschiebe. Wenn ich nun aber meinen Fokus kenne und die Klarheit habe, das ultimative Ziel und den Zweck kenne, dann habe ich eine ganz andere Verbindung und dann ist das eine Aufgabe, die halt einfach dazugehört und die ich nicht mehr hinterfrage.

Ungeliebte Aufgaben sind häufig so ungeliebt, weil die emotionale Verbindung zu mir, zu meinem Tun, zu meinem Zweck und Sinn verloren gegangen ist.

Was ist aber nun mit ungeliebten Aufgaben, bei denen ich auch mit viel Kreativität keine emotionale Verbindung herstellen kann? Ich behaupte jetzt mal, dass z.B. das Ausfüllen der Steuererklärung bei den meisten Menschen unter diese Rubrik fällt. Selbstverständlich bringt es hier nichts, sich künstlich darauf zu freuen. Aber ich kann die negative Konnotation wegnehmen. Ich kann möglichst neutral an diese Aufgabe gehen und sie einfach erledigen, ohne mich im Widerwillen zu suhlen.   


Wenn wir ungeliebte Aufgaben haben, gibt es leider keine Tricks und Tipps, die wir nur abarbeiten müssen, und schon erledigen wir diese Aufgaben locker flockig. Wenn wir etwas immer wieder aufschieben, ein negatives Gefühl haben, keine Klarheit haben etc., steckt mehr dahinter, als man einfach so mit ein paar Tipps mal schnell wegwischen kann. Es lohnt sich unbedingt, da etwas tiefer zu graben.

Wenn du wirklich große Mühe hast, eine Aufgabe anzugehen, dann spüre doch mal dem Warum nach. Es gibt nämlich immer einen Grund, weshalb diese Aufgabe so ungeliebt ist, und der liegt nicht in der Aufgabe selbst. Das hat viel mehr mit dir zu tun und dem nachzuspüren, was tatsächlich der Grund ist, weshalb du da eine Sperre hast, lohnt sich.

ÜBER IVAN BLATTER

Ivan Blatter
Ivan Blatter

Ich bin seit 2008 Zeitmanagement-Coach und führe meine Kunden zu mehr Selbstbestimmung und Freiheit in ihrem Business.

  • Ich helfe einerseits Solopreneuren, Selbstständigen und Unternehmern, ihr Zeit- und Selbstmanagement in den Griff zu bekommen, so dass sie mehr Freiraum haben.
  • Andererseits helfe ich meinen Kunden, über sich hinauszuwachsen, damit sie das erreichen, was sie wirklich wollen.

Mit meinem umfangreichen Blog, meinem erfolgreichen Podcast und meinem Buch "Arbeite klüger – nicht härter" habe ich schon tausenden Menschen weiterhelfen können.

Daneben helfe ich aber auch Menschen, die schnell und gezielt vorwärts kommen wollen, mit meinen Angeboten.

Immer getreu meinem Motto: Nutze deine Zeit, denn sie kommt nie wieder.